Kapitel. Begrin, Arten und Bedeutung der Straßen. 159
wagen überlegen. Ihre Anschaffungs- und Unterhaltungskosten sind hoch
und auch bei den Kleinwagen, die neuerdings mehr entwickelt werden,
immer noch so groß, dabß sich der Kreis ihrer Käufer aus ganz anderen
Volksschichten zusammensetzt, als derjenige der Fahrräder. Andererseits
können die Kraftwagen in Form des Droschken- und Omnibusbetriebs auch
weiteren Schichten zugängig gemacht werden. Zu Massenleistungen ist
der Kraftwagen auf den Landstraben, wie schon erwähnt, nicht geeignet,
geht aber darin doch über das Fahrrad weit binaus und ist auch dem üblichen
Pferdefuhrwerk überlegen. Geräusch- und geruchlos ist sein Betrieb
nur bei Verwendung elektrischer Triebkraft, wenn auch neuere Versuche
einen Teil der hier vorliegenden Mißstände einengen zu können scheinen.
Mit dem Fahrrade teilt der Kraftwagen die Freiheit von fester Spurbahn,
die Beweglichkeit und leichte Lenkbarkeit; nur bei vollständigen Wen-
dungen macht die übliche Straßenbreite manchmal Hindernisse, denen
übrigens auch Radfahrer nicht immer entgehen. Der Hauptvorzug des
Kraftwagens liegt in der Ausdauer seiner Leistungen und seiner Schnellig-
keit. Hierin ist es allen anderen Strabenfuhrwerken, auch den Fahr-
rädern weit voraus. Dazu kommt bei Verbrennungskraftmaschinen eine
fast ununterbrochene oder doch stets rasch herzustellende Betriebs-
bereitschaft. Bei allen Strabenverkehrsaufgaben, bei denen diese Eigen-
schaften von Wert sind, ist der Kraftwagen auf Straßen und Land-
straßen ungemein rasch zur Verwendung gelangt, namentlich in bezug
auf Personenbeförderung, neuerdings aber in schnellwachsendem Mabe
auch bei der Warenbeförderung. Der Schwerpunkt dieses Verkehrs liegt in
den großen Orten und den sie umgebenden Gebieten. Handelt es sich
hierbei auch um einen wesentlich größeren Umkreis, als bei den Fahr-
rädern, so bleibt doch die Hauptmasse des Verkehrs in mähiger Ent-
fernung von den großben Orten, weil auf weite Entfernung Kosten und
Preise zu hoch sind. Für größere Fahrten auberhalb Berlins werden
von Kraftwagenunternehmern 0,70 bis 1 M. für 1 km verlangt, wofür
allerdings mehrere Personen mitgenommen werden können. Mit den
unvermeidlichen Nebenkosten stellen sich bei solchen Sätzen längere
Fahrten doch so teuer, dabß nur begrenzte Kreise dafür in Frage kommen
können, die meisten Fahrten also auf mäbßige Strecken beschränkt werden.
Auch im Lastenverkehr tritt das zutage., Die Kraftwagen zmeigen im
übrigen eine grobe Anpassungsfähigkeit an die verschiedensten Zwecke
und Bedürfnisse. Für Personenbeförderung überhaupt, für Berufs- und
Erholungszwecke, für Krankenbeförderung, für Feuerwehrbetrieb, für
Warenversendung von Bäckereien, Metzgereien, Warenhäusern usw. an
die Abnehmer usw. usw. werden sie verwendet. Im Heerwesen leisten
sie beim Nachrichtenübermittlungs- und Erkundungsdienste, beim Heran-
und Nachführen von Verpflegungs- und Betriebsstoffen usw. wichtige
Dienste. Im Postwesen werden sie zur Paketbestellung, zum Teil auch