2. Kapitel. Entwickelungegang. 161
Wege gebahnt hat. Jedenfalls aber ist der Fortschritt, der in der Her-
stellung gebahnter Wege liegt, zu groß, als dab er anders denn sehr
allmählich aus den Verbältnissen herausgewachsen sein könnte. Welcher
Art die ursprünglichsten Wege gewesen sein mögen, dafür bietet uns
die Tatsache Anbaltspunkte, dab wir bei dem Nebeneinander der ver-
schiedensten Entwickelungsstufen die Verkehrsverhältnisse von Völkern
erfahren können, die noch auf tiefster Stufe stehen.
In den Anfängen der menschlichen Entwickelung wird dem Menschen
der Boden als Fahrbahn so, wie er ist, genügt haben. Hindernisse, die
der Mensch bei seinen unvollkommenen Hilfsmitteln noch nicht zu be-
seitigen vermochte, umging er. Da ein Lastenverkehr noch nicht
staltfand, so bedurfte es auch besonderer Wege nicht. Auch in den
Zeiten, in denen der Tauschverkehr sich leise zu regen begann — und
das muß schon für uralte vorgeschichtliche Zeiten angenommen werden
—, bedurfte es wirklicher Straben in unserem Sinne nicht. Fuhßgänger-
wege und später, als man anfing, Lasttiere zu benutzen, schmale Pfade,
die dem Tiere genügend Raum gaben, dürften als die ersten Keime der ge-
bahnten Wege anzusehen sein, haben sich aber ursprünglich wohl durch
das gewohnheitsmäßige Innchalten der gleichen Richtung allmählich von
Sselbst ausgetreten. Auch die „Karawanenstraßen“, so wichtig sie auch
bis in unsere Zeit binein für den Verkehr sind, erscheinen in Wahrheit
als solche durch die Gewohnheit gebildete Pfade.
Als die Menschen sich gewisser mechanischer Vorrichtungen zur
Fortbewegung zu bedienen anfingen, mubßten sich auch die Wege dem-
entsprechend umgestalten. Je mehr sich diese mechanischen Vorrich-
tungen zu wirklichen Wagen ausbildeten, desto weniger konnten die
alten schmalen Pfade genügen. Das ist vermutlich schon in Zeiten ge-
schehen, in denen es ein dauerndes Zusammenwohnen in Ortschaften
noch nicht gab. Es ist wahrscheinlich, daß es Wege, die für einfache
und ursprüngliche Fortbewegungseinrichtungen verwendbar waren, ebenso
schon vor dem Aufkommen von Ortschaften gegeben hat, wie gewohn-
heitsmäßig begangene Fußgänger- und Lasttierpfade. Denn das dauernde
Zusammenwohnen in Ortschaften setzt stets schon ein gewisses, wenn
auch zunächst nur geringes Erheben über die ursprünglichsten Verhält-
nisse voraus, während das Bedürfnis, Menschen und Lasten zu bewegen,
schon vor dieser Stufe bestanden haben mub. Von Straben im heutigen
Sinne des Wortes kann dabei natürlich nicht die Rede sein.
Das Aufkommen dauernd bewohnter Orte mubßte auch das Bedürkfnis
nach Verkehrswegen innerhalb der Ortschaft hervorrufen. Ihr Gemein-
schaftsleben und die dabei von selbst eintretenden persönlichen und
Wirtschaftlichen Beziehungen, die Beteiligung an religiösen und sonstigen
Veranstaltungen usw., alles das setzte gewisse Verkehrswege voraus.
Sie waren gewiß zunächst überaus einfacher Art. Aber es spricht alles
va pzs Bosohkr. Vorkehrswesen. 2. Aull. 11