Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kupitel. Entwickelungsgang. 165 
Landstraben, die man als Kunststralen ansprechen könnte, vorhanden 
waren. 
In den folgenden Jahrhunderten sind den griechischen Schriftstellern 
zufolge namentlich die Perser unter Cyrus, Darius und Kerzes zur An- 
lage wirklicher Straßen geschritten. Auch für die Chinesen dürfte nun 
das Vorbandensein wirklicher Straben anzunehmen sein. Bei den 
Griechen entwickelten sich gute Fahrstraßen, namentlich um den Zugang 
zu den heiligen Stätten zu erleichtern. Bekannt ist, dabß die Griechen 
schon Fahrgeleise in Gestalt von Rinnen batten, die in den Felsen ein- 
gehauen wurden. Da der Boden zwischen den Geleisen uneben blieb, 
5o hatte die Mabßregel vornehmlich den Zweck, die Herstellung eines 
vollständigen Fahrdammes zu ersparen. Die heiligen Straben der 
Griechen dienten nicht in erster Linie dem Handelsverkehr, der — 
wenigstens soweit er als Grobverkehr erscheint — zur See bewirkt 
wurde. Aber es spricht doch vieles dafür, daß auch das Bedürfnis des 
Handels bei der Wegeherstellung eine wichtige Rolle spielte; schon der 
Verkehr zwischen den Häfen und den Binnenplätzen machte das nötig. 
Ilafenstädte haben ja allenthalben schon früh das Bedürfnis besserer 
Strabenverbindungen mit dem Hinterlande empfunden. 
Viel Umfassenderes leisteten die Römer im Strabenbau, die sich auch 
in erheblichem Maße der Pflasterung zur Wegebekestigung bedienten. 
Die Leistungen der Römer im Kunststrabenbau zeichnen sich einmal 
durch die planmähßige Anlage des Netzes und dann durch die hohe 
technische Vollendung der Strabenkörper aus. Der erste Grund war 
ihnen regelmähig das Streben, die unterjochten Länder in voller Bot- 
mäbigkeit zu halten, und deshalb folgt auch die Entwickelung des 
rOmischen Strabennctzes regelmähig den Spuren der siegreichen Legionen. 
Gleichzeitig aber wurden diese Straben auch die Wege, auf denen die 
römische Lebenskunst und Wirtschaftsweise nach allen Gebieten bin 
vordrang, und die Grundlage für den Personen- und Güterverkehr. 
Schon in der Zeit der Republik begannen die Römer mit dem plan- 
mähbßigen Strabenbau. Die berühmte Via Appia von Rom nach Capua 
— von Trajan später auf eine Länge von 450 km ausgebaut — wurde 
312 v. C(hr. begonnen und 303 v. Chr. mit Basaltpflaster versechen. 
Andere wichtige ältere Straben sind die Via Flaminia (nach Ariminum) 
und die Via Aemilia nach Norditalien. In der Kaiserzeit wurde das 
Strabennetz vollends zur gröhßten Ausdehnung gebracht. Augustus, 
Vespasian, Domitian, Trajan, Hadrian, Antonin und Marc Aurel sind als 
die Hauptförderer des römischen Strabennetzes zu nennen. Alle Teile 
des großben römischen Weltreichs wurden so mit dem Mittelpunkte des 
Reichs in Verbindung gesetzt. Nicht nur Italien, auch Spanien, Frank- 
reich, Britannien, Schweiz, Südwestdeutschland, IIIyrien, Thrazien, weiter 
aber auch Kleinasien, Agypten. Nordafrika wurden von einem verhältnis-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.