166 II. Abschnitt. Der Strabenverkehr.
mãabig dichtmaschigen Strabennetze durehzogen. Freilich handelt es sich
dabei nicht immer um eine vollständige Neuschöpfung. Die Römer
schlossen sich vielfach den schon vorhandenen Wegen und Straben an,
bauten sie aber weiter aus und verbesserten sie. Ihr Verdienst wird
dadurch keineswegs geschmälert. Vielfach sind die römischen Straben-
züge die Grundlage des jetzigen Landstrabennetzes geworden.
Der Mittelpunkt des ganzen Strabennetzes war Rom, wo zur
Cäsarenzeit 16 Kunststraßen mündeten. Die Entfernungen wurden von
der auf dem Forum stehenden groben Meilensäule (milliarium aureum)
gemessen. Die ersten Vermessungen gingen von Cajus Sempronius
Gracchus aus, der sich überhaupt große Verdienste um das Straben-
wesen erwarb. Andere wichtige Knotenpunkte waren Konstantinopel
und Antiochia. Die Gesamtlänge des Straßbennetzes im römischen Welt-
reiche soll in der späteren Kaiserzeit rund 110000 km betragen baben.
Die Hauptzüge der römischen Stralen gingen über Neapel, Messina,
Agrigent, und jenscits des Meeres von Karthago aus westlich bis Tanger,
östlich bis Alexandrien und nilaufwärts; ferner über Benevent, Tarent,
Brindisi, von hier (zu Schifff) nach Durazzo, Gallipoli, Lampsacus und
Alexandrien mit Abzweigungen von Pella aus nach Athen und Sparta
und von Lampsacus aus nach dem Eupbratgebiet und nach Trapezunt;
sodann über Modena, Parma, Piacenza, Mailand, die Alpen überschrei-
tend nach Gallien und Britannien; ein weiterer Zug ging über Modena,
Verona, Aquileja durch Ungarn nach Konstantinopel und endlich ein
Zug über Genua, Nizza, Marseille, Arles, Narbonne, Barcelona nach
Cadiz. Der Ausgangspunkt war bei diesen groben Zügen immer Rom.
Natürlich zeigten die einzelnen Strabenzüge zablreiche kleinere Ab-
zweigungen. Im ganzen war die damalige Kulturwelt vollständig mit
ihrem geistigen und politischen Mittelpunkt in Verbindung gesetzt.
In technischer Hinsicht waren die römischen Straben hoch ent-
wickelt. Die Ausführung des befestigten Strabendammes war ver-
schieden. In sumpfigen, morastigen Gegenden wurden Bohlen- und
Knüppelwege angelegt, in anderen Gegenden gab es auch Straben, die
nur im Sommer benutzt werden konnten (viae terrenae). Die wich-
tigeren Straben waren aber sehr gut befestigt, meist mittels mehrerer
Schichten von Stein, Sand und Kalk. Die oberste Schicht bestand
gewöhnlich aus Kies, der in Mörtel geschüttet und festgestampft wurde.
Oft auch erhielt — namentlich bei breiten Straben — der mittlere Teil
des Strabendammes ein Steinpflaster. Die Via Appia war ganz ge-
pflastert. Bei manchen Straßen fanden sich auch eine höhere Rand-
einfassung, Ruheplätze, Aufsteigesteine für Reiter usw.
Bezeichnend ist der Umstand. daß man möglichst die gerade
Richtung innchielt, was freilich oft genug nicht durchzuführen war, und
bei der Strabenführung die Höhenrücken behauptete, um einen U ber-