2. Kapitel. Entwickelnngsgang. 175
erkennen, die ihr noch heute in den weniger entwickelten Ländern zu-
Kkommt. Der Trägerverkehr herrscht noch in Mittelafrika, in Madagas-
kar, im südlichen Himalayagebiet, in Hinterindien, Ceylon, Neuguinea,
in Teilen von Westaustralien und ist auch in Japan und Korea noch
neben anderen Mitteln in ausgedehnter Anwendung.
Schon in grauer Vorzeit aber erkannte der Mensch, dal er sich die
gröbere tierische Kraft diensthar machen könne. Wann es zuerst geschah,
kein Mensch kann es sagen.
Das erste Tier, das der Mensch im Verkehrsdienste benutzte, dürkte
der Esel gewesen sein, der als Lastträger schon in den frühesten Zeiten
der altägyptischen Entwickelung eine wichtige Rolle spielte. Die Be-
nutzung des Pferdes — schon frühzeitig bei den Chinesen vorkommend
— dürfte für die alten Kulturvölker erst durch die Semiten aufgebracht
worden sein, die in Assyrien, Südarabien und mit den Eroberungszügen der
Hyksos um 2200 v. Chr. in Agypten die Verwendbarkeit des Pferdes
bekannt machten.
Später kam das Kamel hinzu, das in Agypten schon im 14. Jahr-
hundert v. Chr. als Lastträger bekannt war, aber erst mehrere Jahrhunderte
später zu ausgedebnter Verwendung gelangte. Die Benutzung der Rinder
als Zugkraft dürfte ebenfalls den semitischen Völkern zu danken sein.
Im 9. Jahrhunderte v. Chr. ist anscheinend auch schon das Maultier zur
Verwendung gekommen. Alle diese Tiere dienten lange Zeit hindurch
fast ausschlieblish — soweit sie nicht vor Streit- und Ehrenwagen ge-
Spannt wurden — zur Personenbeförderung und im Güterverkehre als
Lastträger; nur vereinzelt sind die Pferde schon früher als Zugtiere ge-
braucht worden.
Der Elefant wurde dem llandelsverkehr im Altertume noch nicht
dienstbar gemacht, wenn er auch schon im 1. Jahrhundert v. Chr. als
Kriegstier in Aufnahme kam.
Der Lasttierverkehr ist auch heute noch in vielen Gegenden ver-
breitet. In Süd- und Mittelamerika sind Pferde, Maultiere, Esel, in
manchen Teilen auch Lamas als Lastenträger üblich. Auch in südlicheren
Teilen Europas, in verschiedenen asiatischen Gebieten, in Afrika kommen
Plerde, Maultiere und Esel zu einer solchen Verwendung. Das Kamel
ist in Nordafrika und in Teilen des westlichen und mittleren Asiens der
Lastenträger, der Elefant besonders in Indien, die Rinder namentlich in
Tibet usw auch Schafe und Ziegen sind in den oberen Gebieten der
großen indischen Ströme zu gleichen Zwecken herangezogen.
Die Verwendung von Tieren als Zugtiere gehört schon den Zeiten
höherer Entwickelung an. Sie dürfte erst seit der Ausbildung des
römischen Strabennetzes und cursus publicus allgemeiner geworden sein
hat sich dann aber im Laufe der Zeit bedeutend verbreitet. Auf den
Landstraßen sind heutzutage die tierischen Zugkräfte die wichtigsten,