Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Entwickelungegang. 183 
gestaltungen im Rahmenbau zur Folge hatte. Die Fortschritte im Baue 
leichter Verbrennungskraftmaschinen, wie sie seit der Mitte der 80 er 
Jahre erzielt sind, haben auch für das Fahrradwesen grohe Bedeutung 
gehabt. Es ist möglich geworden, Zweiräder mit Kraftmaschinen von 
1—10 Pferdestärken auszurüsten, ohne das Gewicht des Fahrzeugs im 
ganzen selbst bei stärkeren Kraftmaschinen über 15 kg zu steigern. Bei 
schwächeren Kraftmaschinen kommt das Fahrzeuggewicht im ganzen 
auf 30—40 kg, bleibt also stets zwar nicht so sehr wie die üblichen 
Zweiräder, aber doch weit genug hinter dem Gewichte der Nutzlast 
zurück. Die Kraftzweiräder sind nicht geräuschlos im Betrich, aber 
sie sind zu längeren Dauerleistungen fähig, können Steigungen leichter 
überwinden und baben die Fahrgeschwindigkeit wesentlich gesteigert. 
Je nach Bauart und Pferdestärken können 30, 40, 50 km in der Stunde 
auf Landstraßen mit solchen Fahrzeugen zurückgelegt werden. Für 
nicht wenige Verkehrszwecke liegen darin so grobe Vorteile, dal man 
den Nachteil gröheren Gewichts und stürkeren Geräusches gern mit in 
Kauf nimmt. 
Die Zweiräder sind in der Regel auf Beförderung nur einer Person 
eingerichtet. Aber es haben sich auch Zwei- und Mehrsitzer entwickelt, 
wobei natürlich eine entsprechende Verlängerung des Rahmengestells 
nötig ist; sie haben bei weitem weniger Verbreitung als die für 1 Person 
eingerichteten Räder. 
Die Beschränkung auf zwei bintereinander in der Fahrtrichtung 
angeordnete Räder ist für bestimmte persönliche und geschäftliche Be- 
dürfnisse bei Kraft- und anderen Fahrrädern aufgegeben worden zu- 
gunsten des Dreirades. Der Gedanke des Dreirades ist keineswegs neu. 
Der Uhrmacher FARPFLER aus Altdorff hat 1690 und der Engländer 
VER ER hat 1769 statt des üblichen vierrädrigen Wagens ein dreirädriges 
Fahrzeug gebaut. Im Fahrradwesen haben sich Dreiräder seit Mitte 
der 80 er Jahre des 19. Jahrh. entwickelt. Sie machten sich natürlich 
alle die technischen Fortschritte zunutze, die beim Zweiradbau erzielt 
sind, und haben dadurch den Vorzug geringen Gewichtes, geräuschloser 
und schneller Fahrt, glatten Laufs erhalten. Zugleich erleichtern sie es 
dem ungewandten, das Fahrzeug bei der Vorwärtsbewegung aufrecht 
zu erhalten, was übrigens beim Zweirade für jeden einigermaßen geübten 
Fahrer eine fast unbewußt durchgeführte Leistung ist. Eins aber geht beim 
Dreirade verloren, die Möglichkeit, selbst auf schmalsten Fahrstreifen gut 
und schnell vorwürts zu kommen. Das Dreirad arbeitet gut nur dann, wenn 
es für seine drei — bei manchen Bauarten für seine zwei — Radspuren 
gleichmähigen Weg hat. Auf schlechten Straben, die oft nur an der 
äubersten Kante einen glatten Fabrstreifen bieten, kann das Dreirad 
nicht so gut vorwärts wie das Zweirad, da die Fahrbahn für seine drei 
Räder nicht gleichmäßig ist. Auch bringt die Neigung der Landstraßben
	        
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