Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Entwickelungsgang. 185 
hinter den Rädern wieder aufhob. Auch das hatte keine weiteren 
Folgen. 
In Frankreich wurden in den 60 er Jahren Versuche gemacht, die 
Dampfkraft im Strabenverkehr zu benutzen. Seit 1961 wurde eine von 
Lorz (Nantes) erbaute Straßbenlokomotive als Vorspann vor Omnibussen 
benutzt mit einem immerhin schon bemerkenswerten Erfolge, und auch 
im Kriege von 1870/71 wurden Strabenlokomotiven verwendet. In Frank- 
reich fand der Gedanke der Dampfstraßbenwagen weitere Pflege, nament- 
lich nachdem durch Borr die schon von dem Engländer AvRELA#ANG 
erfundene Kraftübertragung durch eine endlose Kette wesentlich verbessert 
worden war. Omnibuslinien, Geschäfts-, Last- und vornehme Personen- 
wagen sind mit verbesserten Dampfantriebsvorrichtungen in Frankreich 
in größerer Zahl erbaut und verwendet worden und selbst bis in die 
neueste Zeit hinein in Gebrauch geblieben. Auch in England und 
Amerika sind sie in Aufnahme gekommen. Dabß dabei im einzelnen 
manches erdacht wurde, was der späteren Entwickelung des Kraftfahr- 
zeugwesens dienlich war, ist anzuerkennen. Zu allgemeiner Verbreitung 
konnten die Dampfkraftwagen aber nicht kommen. So erfolgreich man 
auch daran gearbeitet hatte, das Gewicht der Dampfkraftmaschine zu 
vermindern, so blieb doch im ganzen ein solches Fahrzeug zu schwer 
und schwerfällig; die notwendigen Vorkehrungen zur Erzeugung des 
Dampfes gehen eben über die Größen- und Gewichtsverbältnisse von 
Fahrzeugen hinaus, die auf gewöhnlichen Stralben verwendet werden 
sollen. Was ein solches Fahrzeug brauchte und braucht, ist eine leichte, 
leicht zu handhabende, jederzeit schnell betriebsbereit zu machende, 
wenig Raum erfordernde und mit mähigen Betriebsstoffmengen belastete 
Einrichtung zur Krafterzeugung. Das konnte und kann die Dampf- 
kraftmaschine nicht leisten, und wenn auch noch vieles in diesen Be- 
ziehungen gebessert werden könnte, über die Notwendigkeit einer Kessel- 
anlage und die Mitführung von gröberen Betriebsstoflmengen und über 
den Mangel steter Betriebsbereitschaft, wie er durch das vorherige An- 
heizen bedingt wird, kommt man doch nicht genügend hinweg. Das 
schließt die Verwendung von Dampkfkraftwagen für bestimmte Zwecke 
keineswegs aus. Bei regelmähbigen Wagenlinien z. B. können sie gut 
verwendbar sein. Dabß sie aber im Selbstfahrerwesen zu entscheidender 
Bedeutung kommen könnten, ist nicht zu erwarten, zumal die Belästi- 
gungen durch Dampf, Rauch, Geräusch ihnen im Innern der Orte eine 
wenig freundliche Aufnahme bereiten. 
Die elektrische Kraft zur Fortbewegung von Selbstfahrern auf 
Straßen und Landstraben zu benutzen, lag nahe. Die eben erwähnten 
Belästigungen fallen dabei von vornherein weg. Seit 1881 sind denn 
auch Versuche zur Herstellung elektrischer Kraftwagen gemacht worden, 
und seit Mitte der 90 er Jahre haben sich solche Kraftwagen eine
	        
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