Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

Kapitel. Begriff, Gliederung, Werkzeuge u. volkswirtschaftl. Leistung d. Verkehrs. 9 
Bei den Fabrzeugen und den bewegenden Kräften dieser Verkehrswege 
ist eine entsprechende Entwickelung vor sich gegangen. Wie im Wirtschafts- 
leben überbaupt, so bedeutet auch im Verkehrswesen die zunehmende 
Vervollkommnung ein immer stärkeres Hervortreten der menschlichen 
Arbeit und der Betriebsanlagen und Betriebswerkzeuge und dement- 
sprechend auch des Geldkapitals gegenüber der unmittelbaren Mitwirkung 
der Natur. Besonders stark sind in dieser Hinsicht, wie in der gewerblichen 
und landwirtschaftlichen Gütererzeugung, s0 auch im Verkehrswesen die 
gewaltigen Umwälzungen gewesen, die der Dienstbarmachung der Dampf- 
kraft für den Betrieb zuzuschreiben sind. 
Diese Gleichartigkeit der Entwickelung des Verkehrswesens und der 
gewerblichen und landwirtschaftlichen Gütererzeugung hat dazu geführt, 
dab man auch bei ersterem einen Unterschied zwischen „extensiver“ und 
„intensiver“ Gestaltung macht. Unter vextensivem“ Verkehrsbetriebe ver- 
steht man denjenigen, bei welchem die Mitwirkung der Natur im Vorder- 
grunde steht, unter „intensivem“ denjenigen, bei welchem der Aufwand 
an Arbeit, Betriebsanlagen und Betriebswerkzeugen und an Geldkapital 
überwiegt. Diese Unterscheidung ist als zweckmähßig anzusehen. In der 
Tat hat die geschichtliche Entwickelung des Verkehrs zu immer stärkerer 
Heranziehung zunächst von menschlicher Arbeit, weiterhin auch von 
kostspieligen Betriebsanlagen und werkzeugen und deshalb auch von 
Geldkapital geführt. Unsere Zeit ist von einem äuherst „intensiven“ 
Verkehrswesen beherrscht, in dessen Betriebsanlagen und -Werkzeugen 
viele Milliarden Geldkapital festgelegt sind. 
Das intensivere Verkehrswesen ist unter sonst gleichen Umständen 
auch das leistungsfähigere. Inwieweit eine Steigerung der „Intensität“ 
des Verkehrswesens angemessen ist, wird im übrigen von den natürlichen 
Verhältnissen wesentlich beeinfluhßt. Wo die Natur gute natürliche Häfen 
und Wasserstraßen bereitgestellt hat, sind viele Aufwendungen und 
Anlagen für den Verkehr entbehrlich, die in weniger begünstigten Gebieten 
unvermeidlich sind. 
Selbstverständlich darf die Steigerung der „Intensitätl“ nicht auf 
Kosten der Wirtschaftlichkeit betrieben werden. Wie in der Landwirt- 
schaft auf einer gegebenen Fläche Aufwendungen, Betriebsanlagen usw. 
nicht unbegrenzt gesteigert werden können, wie hier schlieblich ein 
Punkt eintritt, von dem an eine weitere Steigerung nicht mehr durch 
entsprechend höhere Erträge belobnt wird, so kann auch im Verkehrs- 
wesen unter gegebenen Verhältnissen die Erhöhung der „Intensität“ nur 
bis zu einer bestimmten Grenze als das wirtschaftlich Zweckmäbigste 
angeschen werden. Das Verkehrswesen ist so innig verwachsen mit den 
gesamten wirtschaftlichen und sonstigen Verbältnissen des Volkes, dab 
beide im Einklange mit einander stehen müssen. Die Gestaltung dieser 
Verhältnisse bedingt den Umfang des Verkehrsbedürfnisses. Wo aber
	        
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