Kapitel. Begriff, Gliederung, Werkzeuge u. volkswirtschaftl. Leistung d. Verkehrs. 9
Bei den Fabrzeugen und den bewegenden Kräften dieser Verkehrswege
ist eine entsprechende Entwickelung vor sich gegangen. Wie im Wirtschafts-
leben überbaupt, so bedeutet auch im Verkehrswesen die zunehmende
Vervollkommnung ein immer stärkeres Hervortreten der menschlichen
Arbeit und der Betriebsanlagen und Betriebswerkzeuge und dement-
sprechend auch des Geldkapitals gegenüber der unmittelbaren Mitwirkung
der Natur. Besonders stark sind in dieser Hinsicht, wie in der gewerblichen
und landwirtschaftlichen Gütererzeugung, s0 auch im Verkehrswesen die
gewaltigen Umwälzungen gewesen, die der Dienstbarmachung der Dampf-
kraft für den Betrieb zuzuschreiben sind.
Diese Gleichartigkeit der Entwickelung des Verkehrswesens und der
gewerblichen und landwirtschaftlichen Gütererzeugung hat dazu geführt,
dab man auch bei ersterem einen Unterschied zwischen „extensiver“ und
„intensiver“ Gestaltung macht. Unter vextensivem“ Verkehrsbetriebe ver-
steht man denjenigen, bei welchem die Mitwirkung der Natur im Vorder-
grunde steht, unter „intensivem“ denjenigen, bei welchem der Aufwand
an Arbeit, Betriebsanlagen und Betriebswerkzeugen und an Geldkapital
überwiegt. Diese Unterscheidung ist als zweckmähßig anzusehen. In der
Tat hat die geschichtliche Entwickelung des Verkehrs zu immer stärkerer
Heranziehung zunächst von menschlicher Arbeit, weiterhin auch von
kostspieligen Betriebsanlagen und werkzeugen und deshalb auch von
Geldkapital geführt. Unsere Zeit ist von einem äuherst „intensiven“
Verkehrswesen beherrscht, in dessen Betriebsanlagen und -Werkzeugen
viele Milliarden Geldkapital festgelegt sind.
Das intensivere Verkehrswesen ist unter sonst gleichen Umständen
auch das leistungsfähigere. Inwieweit eine Steigerung der „Intensität“
des Verkehrswesens angemessen ist, wird im übrigen von den natürlichen
Verhältnissen wesentlich beeinfluhßt. Wo die Natur gute natürliche Häfen
und Wasserstraßen bereitgestellt hat, sind viele Aufwendungen und
Anlagen für den Verkehr entbehrlich, die in weniger begünstigten Gebieten
unvermeidlich sind.
Selbstverständlich darf die Steigerung der „Intensitätl“ nicht auf
Kosten der Wirtschaftlichkeit betrieben werden. Wie in der Landwirt-
schaft auf einer gegebenen Fläche Aufwendungen, Betriebsanlagen usw.
nicht unbegrenzt gesteigert werden können, wie hier schlieblich ein
Punkt eintritt, von dem an eine weitere Steigerung nicht mehr durch
entsprechend höhere Erträge belobnt wird, so kann auch im Verkehrs-
wesen unter gegebenen Verhältnissen die Erhöhung der „Intensität“ nur
bis zu einer bestimmten Grenze als das wirtschaftlich Zweckmäbigste
angeschen werden. Das Verkehrswesen ist so innig verwachsen mit den
gesamten wirtschaftlichen und sonstigen Verbältnissen des Volkes, dab
beide im Einklange mit einander stehen müssen. Die Gestaltung dieser
Verhältnisse bedingt den Umfang des Verkehrsbedürfnisses. Wo aber