Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

4. Kapitel. Die Preisbildung im Strabenverkebr. 219 
auf die Höhe der Selbstkosten von Einfluß ist. Aber es ist nicht zu 
überschen, daß vorzugsweise die allgemeinen Kosten davon berührt 
werden, und dabß bei diesen auf Grund der Erfahrung gewisse Durch- 
schnittssätze ermittelt werden können, wie das ja im kaufmännischen 
Verkehre bei den allgemeinen Unkosten überhaupt der Fall ist. 
Die Selbstkosten setzen sich zusammen aus den Kosten der Ver- 
zinsung und Tilgung der Anlagekosten für die nötigen Räumlichkeiten 
und der Beschaffungskosten für die Betriebsmittel, den Abfertigungs- 
kosten am Ausgangs- und Bestimmungsort und unter Umständen auch 
an dem Aufenthaltsort unterwegs (bei längeren Fahrten) und endlich aus 
den Streckenkosten. 
Die Streckenkosten spielen die weitaus überwiegende Rolle. Zu 
ihnen gehören die Wegegebühren, soweit sie noch erhoben werden, die 
Versicherungskosten, die mit der Entfernung und dem Werte der be- 
förderten Güter zunehmen, der Ersatz für die Abnutzung der Fahrzeuge 
und Zugtiere, die mit dem Gewichte, der Entfernung und der Schnellig- 
keit wächst; ferner die Kosten der Fütterung der Zugtiere, die durch 
dieselben Umstände bedeutend beeinflult wird, bei Lastkraftwagen statt 
dessen der Verbrauch von Brenn- und Schmierstoffen und der Gummi- 
verschleiß —, ferner die Arbeitslöhne der Begleitungsmannschaft, die mit 
der Entfernung erheblich steigen. Die Gewichts-, Schnelligkeits- und 
vor allem die Entfernungsunterschiede können daher hier wenig aus- 
geglichen werden. 
Beim Landstrabenverkehr macht sich das Streben, eine bessere Aus- 
nutzung der Kräfte und Fahrzeuge herbeizuführen, sehr stark geltend. 
Ist schon im allgemeinen das Verhältnis der Nutzlast zur toten Last 
hier nicht sehr günstig, so kommt noch dazu, dab der Mangel an 
Rückfracht wegen der langsameren Bewegung eine viel größere Rolle 
Sspielt, als z. B. im Eisenbahnverkehr. Die Fuhrunternehmer richteten 
usnd richten deshalb ihr Augenmerk besonders darauf, nicht leer zurück- 
fahren zu müssen, und je weiter die Strecke der Hinfahrt ist, desto 
stärker tritt dies Streben hervor. Das Mittel, den Verkehr anzulocken, 
besteht natürlich darin, für die Rückfahrt möglichst billige Preise zu 
stellen. Oft sind die Rückfrachtpreise ganz ungewöhnlich niedrig gegen- 
über der Fracht für die Hinfahrt. Je günstiger die letztere, je mehr also 
schon die Kosten einer leeren Rückfahrt mit eingerechnet werden konnten, 
desto billiger kann die Rückfracht gestellt werden. 
Bei der Vereinbarung von Fall zu Fall kann die Dringlichkeit des 
Bedarfs auf seiten des Versenders dem Frachtunternehmer leichter bekannt 
werden. Sie wird deshalb auch so weit ausgenutzt, als nicht die Rück- 
sicht auf den Wettbewerb und die Befürchtung, den Auftrag überhaupt 
nicht zu bekommen, eine Schranke ziehen. 
Die Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des Versenders und
	        
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