Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

234 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr. 
üblich und sollen auch in Meißen und in Tirol in Benutzung gewesen 
sein. Sie sind schon 1556 von ETTONHARDI in seinem „Bergwerks- 
buche“ und 1557 von AchlcoL A in Chemnitz beschrieben worden und 
waren bereits im 16. Jahrhundert zum Teil mit eisernen Schutzschienen 
benagelt. 
Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind vermutlich 
die hölzernen Spurbahnen von deutschen Bergleuten nach England ge- 
bracht worden. 
In England wurden die Holzspurbahnen nach manchen Richtungen 
hin verbessert. Insbesondere kam man auch hier auf den Gedanken, 
die Holzschienen an besonders stark benutzten Stellen mit eisernen Bän- 
dern zu beschlagen, um sie widerstandsfähiger zu machen. Auch ver- 
dient die Anbringung von vorstehenden Rändern an der Aubenseite 
der Holzschienen Erwähnung; die Ränder verbinderten das Abgleiten 
der Wagen. 
Der nächste wichtige Schritt war die Belegung der Holzschienen 
mit gubßeisernen Platten. Versuche in dieser Richtung sollen schon 1738 
angestellt sein, ohne dauernden Erfolg zu haben. Erst 1767 gelang es 
— durch die damaligen niedrigen Eisenpreise und große Gußeisenvor- 
rüte veranlaßbt —, hinreichend starke gubeiserne Platten auf den Holz- 
bohlen zu befestigen, die der Mitbesitzer der Colebrock-Dale-Eisenwerke 
Mr. RETNoLDsS zunächst nur vorläufig dazu verwandte, um sie bei gün- 
stigerem Preisstande des Eisens später wieder abzunehmen. Die er- 
leichterte Bewegung der Fabrzeuge auf den so ausgerüsteten Schienen 
führte aber zur dauernden Beibebaltung des Belags mit guleisernen 
Platten. Andere Werke in England folgten dem Beispiele. 1776 brachte 
BENTANMIN Cunh an den gubeisernen Schienen einen vorstehenden Rand 
an. Die Schienen lagen auf Langschwellen. Später wurden sie auf 
Steinwürfeln befestigt. Im Jahre 1789 führte IJxssor eine pilzförmige 
gubeiserne Schiene ohne seitlichen Aulßenrand ein und verhinderte das 
Abgleiten der Räder durch einen überragenden Radrand („Spurkranz"). 
Später, 1798, ging JIrssor zu der gubeisernen Fischbauchschiene über. 
die sich als haltbarer erwies, so dab man statt der Steinwürkel Quer- 
hölzer (Holzquerschwellen) als Unterlage benutzen konnte. Damit griff 
man auf einen alten Gedanken zurück. Denn Querhölzer waren als 
Unterlage für die Holzbahnen schon um 1630 von dem englischen Kohlen- 
grubenbesitzer BEAUNMONT benutzt worden. 
Die so gestaltete Schienenbahn wurde im Anfange des 19. Jahr- 
hunderts schon in England in nicht unbeträchtlichem Umfange für Pferde- 
betrieb benutzt. 
Die gubeisernen Schienen hatten den Nachteil, daß sie leicht 2zer- 
brachen. Die Versuche, sie durch schmiedeeiserne Schienen zu ersetzen, 
wurden bereits 1803 von NlIxIxON auf der Wallbottle-Kohlengrube auf-
	        
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