Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Die Entwickelung der Eisenbahnen. 253 
Vollends die Durchgangswagen, Schlafwagen, Speisewagen, Salonwagen 
und andere für verwöhnten Geschmack eingerichtete Wagen der neueren 
Zeit sind in bezug auf Geräumigkeit und Behaglichkeit, Gesundheitlich- 
keit, Beleuchtung, ruhigen Gang u. dgl. auf eine hohe Stufe gebracht. 
Die Wagengröße ist so gesteigert, dabß vielfach statt der ursprünglich 
allein in Frage kommenden Zwei-Achsenwagen Fahrzeuge mit 3, 4 und 
6 Achsen in Benutzung gekommen sind, wobei die ruhigere Gangart 
der letzteren Arten natürlich mitgewirkt bat. Als Baustoff für den 
Wagenkasten dient überwiegend Holz. Doch ist neuerdings auch Eisen 
und Stahl, namentlich in Amerika, in Verwendung gekommen. Die 
Ausrüstung mit Personenwagen hat sich sehr gesteigert. Auf den 
deutschen vollspurigen Bahnen gab es 
Personenwagen 
im ganzen auf 100 km Betriebslänge 
1880 19929 60 
1890 26399 64 
1900 384341 78 
1910 57644 97 
Von dem Wagenbestande des Jahres 1910 hatten 24 925 je 2 Acbsen, 
24980 je 3 Achsen, 7411 je 4 Achsen, 328 je 6 Achsen. Die Zahl der 
zweiachsigen Wagen gebt langsam zurück, die der anderen Arten steigt 
schnell. Als Durchgangswagen sind jetzt 22 032 Personenwagen ausgeführt. 
Der Wagenbestand von 1910 bietet 56 741 Plätze erster, 370088 Plätze 
zweiter, 1 512 S840 Plätze dritter, 823724 Plätze vierter Klasse, zusammen 
2 813 393 Plätze. Auf 1 Achse kommt jetzt ein Ladegewicht von 1,59 t 
und ein Eigengewicht des Fahrzeugs von 6,39 t gegen 1,38 und 5,89 t 
im Jabhre 1905 und 1,42 und 5,65 t im Jahre 1902. Unter den deutschen 
vollspurigen Staatsbahnen hatten 1908 die sächsischen mit 131 Personen- 
wagen auf 100 km Betriebslänge die reichste Ausrüstung mit Personen- 
wagen, demnächst die badischen mit 112, die württembergischen mit 
, während die preußisch-hessischen und die Reichsbahnen je 97, die 
bayerischen Staatsbahnen 87 und die deutschen Privatbahnen 54 Personen- 
wagen auf je 100 km Betriebslänge zeigten. Der Reichsdurchschnitt 
für 1908 (93 Personenwagen auf 100 km Betriebslänge) wurde überholt 
von den belgischen Staatsbahnen (170) und den britischen Bahnen (142), 
Iäbt aber die anderen Staaten binter sich. In den Vereinigten Staaten 
kamen nur 12 Personenwagen auf 100 km Betriebslänge. 
Auch die Güterwagen haben sich in bezug auf Größe und Anpassung 
an besondere Bedürfnisse gegen die Anfangszeit viel verändert. Die 
ersten englischen Güterwagen hatten 4t Tragfähigkeit. Die englischen 
Wagen sind auch jetzt noch klein. Auf dem europäischen Festlande 
war lange Zeit der 10 t-Wagen in allgemeiner Anwendung, während in
	        
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