254 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr.
Nordamerika schon früh grobe Ausmessungen angewandt wurden. Seit
den 80er Jahren haben sich auch auf dem europäischen Festlande
größere Wagen eingebürgert zu 12½, 15 und 20 t, die namentlich dem
Kohlenverkehr dienen. Für besondere Zwecke kommen Wagen mit
50, 60, 80 t und mehr Tragfähigkeit vor. Die Wagen sind zum Teil
mit besonderen Entladevorrichtungen versehen. Eine großbe Reihe von
Wagenarten für besondere Zwecke hat sich nach und nach entwickelt
zur Beförderung von Kohlen, Vieh, Luxuspferden, Bier, Hohlglas, Fischen,
Fleisch. Obst usw. Hinter den eigentlichen Güterwagen treten die
Gepäckwagen an Zahl weit zurück. Die deutschen vollspurigen Bahnen
z. B. hatten 1910 neben 565 940 Güterwagen nur 15810 Gepäckwagen.
Der Güterwagenbestand der deutschen vollspurigen Bahnen bat sich
ständig und stark vermehrt. Er umfabßt an
bedeckten offenen Güterwagen
Güterwagen überhaupt
1880 75209 143093 218302
1890 99398 19s666 281 064
1900 120706 281978 402684
1910 171937 394003 565940
Die Hauptmasse der Güterwagen (1910:382 415 offenen und 170 328
bedeckte) ist zweiachsig; die Ausdehnung des Ladegewichts bat
aber schon eine beträchtliche Anzahl drei- und vierachsiger Wagen zur
Verwendung gebracht. Das durchschnittliche Ladegewicht bat sich seit
1880 bei den offenen Güterwagen von 9,8 auf 14,1 t, bei den bedeckten
von 9,4 auf 13.6 t gesteigert, das Eigengewicht bei jenen von 5 ½ bis
auf 7½/ t, bei diesen von 63¾ bis auf fast 9t. Auf eine Güterwagen-
achse kommt 1910 ein Ladegewicht von 6,87t bei offenen und von
6,78 t bei bedeckten Güterwagen, und ein Eigengewicht von 3,69 t bei
jenen und von 4,46 t bei diesen, und in allen diesen Beziehungen sind
nennenswerte Steigerungen gegen früher eingetreten. Rechnet man
Gepäck- und Güterwagen zusammen, 8so kommen auf 100 km Betriebs-
länge bei den deutschen vollspurigen Bahnen 18880: 657, 18990: 686,
1900: 825, 1910: 982, was eine sehr beträchtliche Zunahme bedeutet.
Die dabei eingerechneten Gepäckwagen vergrößern den Durchschnitt
nur unbedeutend. Der Güterwagenbestand als solcher war 1908 auf
den deutschen vollspurigen Bahnen 934 auf 100 km Betriebslänge;
diesen Reichsdurchschnitt überschritten die badischen Staatsbahnen (969),
die preuhisch-hessischen Staatsbahnen (1099), die sächsischen Staats-
bahnen (1101), die Reichsbahnen (1105), während die württembergischen
Staatsbahnen mit 563, die baycrischen Staatsbahnen mit 489 und die
deutschen Privatbahnen mit 431 weit unter dem Reichsdurchschnitt
standen. Die britischen Bahnen (2108), die belgischen (1923), die
ungarischen Staatshbahnen (910) gingen 1908 über den Reichsdurchschnitt