264 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr.
werden, die dieser Spur besonders angepabt sind. Und wie die Fabr-
zeuge, so werden auch die Menschen gebunden beim Eisenbahnverkehr.
Der einzelne Versender und Reisende muß sein Gut und seine Person
in die Macht der Eisenbabnverwaltung geben, muß sich fügen in die
Anordnungen und Vorschriften dieser Verwaltung. Nicht wo er, sondern
nur, wo die Verwaltung es will, bält der Eisenbahnzug. Nicht der
Reisende, sondern die Verwaltung bestimmt die Richtung und die
Schnelligkeit der Züge, die Ausstattung der Wagen usf. Die gewaltige
Kraft, die in den Eisenbahnen dem Landverkehr dienstbar gemacht
ist, zwingt auch den Teil der Bevölkerung, der nicht die Eisenbahn
benutzt, überall den Eisenbahnen den Vortritt zu lassen. An jedem
Punkte, wo die Eisenbahn die Straben in Schienenhöhe kreuzt, muß
sich der ganze Verkehr nach der Eisenbahn richten; so lange ein Zug
oder eine Lokomotive die Kreuzung durchfährt, muß aller übrige Ver-
kehr dort unterbrochen werden.
Auch konnte man nicht übersehen, dabß die Eisenbahnen nur an ein-
Zzelnen bestimmten Punkten die Güter und die Reisenden aufnehmen und ab-
setzen können, sodaß der ganze Zu- und Abfuhrverkehr auf diese Punkte
hingelenkt werden und von ihnen ausgehen muß. Eine Gefahr, die anfangs
nicht genügend erkannt wurde, droht den Waldbeständen, durch die sich
die Eisenbahn hindurchzieht, infolge des Funkenauswurfs der Lokomo-
tiven. Durch Anlage von Schutzstreifen und durch Ausrüstung der
Lokomotiven mit Funkenfängern hat man die Gefahr später gemildert.
Alle diese Nachteile traten weit zurück binter den großben Vor-
zügen, die den Eisenbahnen gegenüber den Landstraben anhaften. Die
mechanische Triebkraft in Verbindung mit dem geringen Reibungswider-
stande der Schienenbahn, zwei Eigenschaften, die auf der Landstraße
nicht zu erreichen sind, gestattete die Fortbewegung viel größerer Massen
mit viel größerer Geschwindigkeit, Sicherheit, Pünktlichkeit und Unter-
brechungslosigkeit und — trotz der höheren Anlagekosten — mit viel
geringeren Unkosten als die Landstraben. Das galt und gilt nicht nur
von dem Personenverkehr, den ältere deutsche Schriftsteller der Eisen-
bahn vorzugsweise zuschrieben, sondern auch von dem Güterverkehr.
Gleichwohl dauerte es noch einige Zeit, ehe man die große Bedeutung
der Eisenbahnen für den Güterverkehr zu Lande anerkannte. Die Schen
vor dem zweimaligen Umladen hielt bei kürzeren Strecken noch längere
Zeit hindurch von der Güterversendung mit den Eisenbahnen ab. Die
Scheu ist nicht unbegründet und verschafft noch jetzt auf kleinen Ver-
sendungsstrecken dem Last- und Möbelwagenverkehr einen Vorsprung
vor den Eisenbabnen. Dazu kamen auch alte Gewohnheiten und lang-
Jährige Verbindungen mit Frachtunternehmern, deren Dasein man ohne-
hin vielfach durch die Eisenbahnen gefährdet glaubte, und auch die
anfangs noch hohen Sätze und die Unvollkommenheiten der ersten Bahn-