266 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr.
bezug auf die Bequemlichkeit und Annehmlichkeit der Beförderung der
Schiffsverkehr vielfach vorgezogen wird.
Was die Sicherheit anlangt, so bestanden und bestehen darüber
vielfach falsche Vorstellungen, die durch die oft erschütternden Begleit-
umstände der vorkommenden größeren Unfälle immer wieder genährt
werden. In den ersten Jahren des Eisenbahnwesens kamen nur ver-
einzelte Unglücksfälle vor. Das erste großbe Eisenbahnunglück trat am
S. Mai 1842 auf der Strecke Paris— Versailles ein; 50 Personen kamen
dabei zu Tode, zum beträchtlichen Teile durch Verbrennen in den
Personenwagen, die durch die brennenden Kohlen der entgleisten Loko-
motive in Brand geraten waren, und aus denen sich die unglücklichen
Insassen nicht befreien konnten. Es blieb nicht das einzige grobe Un-
glück. Bis in die neueste Zeit sind Unfälle mit vielen Menschenver-
lusten leider nicht zu vermeiden gewesen. Man kann es verstehen, dal
solche Vorkommnisse auf die Bevölkerung einen tiefen Eindruck machen
und nicht leicht wieder vergessen werden. Setzt man aber die ein-
tretenden Unfälle und die dabei getöteten und verletzten Personen in
Vergleich zu dem riesigen Umfange des Verkehrs, so stehen die Eisen-
bahnen darin viel günstiger als der Wasser- und Landstrabenverkehr.
Auch wenn man die durch die Kraftwagen ohne Zweifel gesteigerte,
wenn auch oft überschätzte Unfallgefahr auf den Landstraßen auber
Acht läht, gilt das. Der frühere Reiseverkehr mit der Post war im Ver-
gleich zum Verkehrsumfange viel verlustreicher als der Eisenbahnverkehr.
Selbstverständlich bestehen dabei Unterschiede zwischen den einzelnen
Ländern. Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten z. B. haben ver-
hältnismäßig große Unfallzahlen, wenn sie auch wie überall geringer
geworden sind. Im ganzen aber ist die Zahl der verletzten oder ge-
töteten Reisenden überall sehr gering und bat sich gegen früher sehr
vermindert im Vergleich zur Stärke des Verkehrs. In Grobbritannien
und Irland kam im Durchschnitt der Jahre 1875—1884: 1 getöteter Reisender
auf 4,37 Mill. Reisende, 1 verletzter Reisender auf 828 600 Reisende, im
Durchschnitt von 1895—1904 1 Getöteter auf 8.04 Mill. Reisende, 1 Ver-
letzter auf 410 000 Reisende und 1009: 1 Getöteter auf 13,46 Mill. Reisende,
Verletzter auf 375 000 Reisende. Die Zahl der verletzten Reisenden.
ist also im Verhältnis zur Zahl der Reisenden überhaupt gewachsen, die
Zahl der getöteten Reisenden aber erheblich gesunken. In Deutschland
kommen bei den vollspurigen Haupt- und Nebenbahnen
auf 1 Mill. beförderte auf 1 Mill. durchfahrene
Reisende Personenkilometer
getötete verletzte getötete verletzte
Reiscnde Reisende
1910 0,06 0,44 0,00 0,02
1900 0,14 0,69 0,01 0,03
1890 0,11 0,05 0,00 0,02