22 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen.
keit der Beförderung läßt indes diese Schwächen zurücktreten. Der
Kabelverkehr ist durch seine viel höheren Anlage- und Unterhaltungs-
kosten im Nachteil gegenüber dem Telegraphen auf dem Lande. Der
Nachteil wird aber überwogen dadurch, dabß ein elektrischer Nachrichten-
verkehr mit Hiffe von Drabtleitungen über die Meere hin in anderer
Weise als durch Kabel nicht zu ermöglichen ist.
Bezwecken Briefpost, Telegraphie und der Hauptteil des Kabel-
verkehrs die Beförderung geschriebener Nachrichten, so ist die Aufgabe
des Fernsprechers die Beförderung gesprochener Nachrichten. Es ist
klar, daß unter den vorhandenen Nachrichtenbeförderungsmitteln der
Fernsprecher dem Bedürfnisse nach schnellster Uberwindung der
räumlichen Entfernung am besten Rechnung trägt. Er hebt die räum-
liche Entfernung zwischen den beiden miteinander verbundenen Personen
vollständig auf, insoweit es sich darum handelt, sich gegenseitig hörbar
zu machen. Würde es möglich sein, den Fernsprechbetrieb auf jede
beliebige Entfernung hin in vollkommener Weise durchzuführen, so würde
es des Telegraphen in vielen Beziehungen nicht mehr bedürfen, und
Wirtschaftlich wäre das durchaus wünschenswert. Denn der Femsprecher
ist wesentlich billiger herzustellen und zu unterhalten als der Telegraph
und verlangt erheblich weniger besonders vorgebildete Beamte, da die
eigentliche Ubermittelung der Nachricht durch die Bevölkerung selbst
vorgenommen wird. Bis jetzt ist eine vollständige Unabbängigkeit des
Fernsprechers von der Entfernung noch nicht erreicht, wenngleich
schon auf sehr langen Strecken ein Sprechbetrieb hat ermöglicht werden
können. Die Entwickelung ist in dieser Hinsicht ohne Frage noch
nicht abgeschlossen. Eine weitere Schwäche des Fernsprechers liegt
darin, daß sich noch mancherlei Störungen und Unzuträglichkeiten
während des Sprechens geltend machen, die zu beseitigen voraus-
sichtlich noch gelingen wird. Uber kürzere Seestrecken ist auch durch
Kabel ein Sprechverkehr ermöglicht worden.
Sowohl Telegraphen und Kabel, als auch Fernsprecher bedürfen
der Drahtleitung zur Nachrichtenbeförderung. Das neuerdings schnell
entwickelte Funkspruchwesen ist von der Drabtleitung ganz unabhängig.
Es bedient sich der BERrZschen Wellen und bedarf nur der Aussende-
und Aufnahmestellen. Seine Leistungsfähigkeit ist verhältnismäbig
groß und bat sich schon auf weite Entfernungen bin betätigt. Das Funk-
spruchwesen ist zwar an sich auch zur Ubermittelung gesprochener Nach-
richten verwendbar, seine Hauptleistungen liegen aber bis jetzt in der
Beförderung geschriebener Nachrichten. Hierfür ist es eine wertvolle
Ergänzung des Drahtnachrichtenwesens und diesem wegen der Unab-
hängigkeit von Drabtleitungen und der damit zusammenbängenden ge-
ringen Anlage- und Unterhaltungskosten sogar überlegen. Aber durch
das Fehlen der Drahtleitung ist das Einflußgebiet äußberer Störungen