366 IV. Abschnitt. Der Wasserverkehr.
ein neuer umfassender Kanalbauplan aufgestellt worden war, stieg bis
1830 die Länge der Schiffahrtskanäle auf 2100 km, und unter Louis
Pau#wurden weitere 1700 km eröffnet. Der Kanalbau wurde
zum gröberen Teil auf Staatsrechnung durchgeführt. Unter Napoleon III.
wandte sich die Aufmerksamkeit zunächst mehr den Eisenbahnen zu;
seit Beginn der 60 er Jahre griff man aber wieder auf Kanäle zurück,
um dadurch dem durch den französisch-englichen Handelsvertrag er-
leichterten englischen Wettbewerbe besser entgegentreten zu können.
Bis 1870 waren mehr als 800 km neuer Kanäle hinzugekommen. Nach
dem Kriege von 1870/71 war die Strömung dem Kanalwesen besonders
günstig. Der Zustand der Finanzen des Staates erschwerte allerdings
das Vorgehen, ohne daß man deshalb untätig blieb.
In Frankreich hatte der Staat aufgewendet in Millionen Frs. für:
Kanalban Verbesserung natürl. Unterhaltung von Zus.
Wasserstraßen Kanäl. u. Flüssen
1814—1830 142,6 6,0 33.6 182.2
1831—1841 248,5 92,8 141,1 482.
1848—1870 93,0 182.6 257,4 533.0
Von 1871 bis 1878 beliefen sich die Gesamtausgaben für Anlage
und Unterhaltung künstlicher und natürlicher Wasserstraßen auf 241,65
Mill. Frs. Der von FnkErcikE# aufgestellte Grundplan — Ges. v.
5. Aug. 1879 — umfabte die Verbesserung von 3600 km Kanälen und
von 4000 km Flüssen und den Bau von 1400 km neuer Kanäle. Von
1879—1901 hat der französische Staat 1211,5 Mill. Frs. für sein
Wasserstraßenwesen aufgewendet und sein Netz dadurch zu gröberer
Leistungsfähigkeit und Einheitlichkeit gebracht. Anfangs des 20. Jahr-
hunderts traten von neuem grobe Pläne auf diesem Gebiete hervor.
Eine Regierungsvorlage vom 1. März 1901 verlangte 610,82 Millionen
Frs. für solche Zwecke, das Abgeordnetenhaus steigerte die Summe
auf 703,35 Mill. Frs. Der Senat strich sie aber stark zusammen,
und das so entstandene Gesetz vom 22. Dez. 1903 sieht 292,95 Mill.
vor, wovon 86,88 Mill. Frs. auf Verbesserung von Sechäfen, 29,17
Mill. Frs. auf Verbesserung vorhandener Wasserstraben und 176,9
Mill. Frs. auf Neubau von Wasserstraben entfallen. Frankreich ent-
faltet auf diesem Gebiete jedenfalls nach wie vor eine emsige Tätigkeit,
die um so beachtenswerter ist, als die Wasserarmut nicht weniger fran-
zösischer Flüsse manche Erschwerungen verursacht.
In Holland hat der Kanalbau schon früh begonnen. Er wird durch
die natürlichen Verhältnisse sehr begünstigt. Staat, Provinzen, Gemeinden
und Wassergenossenschaften haben zusammengewirkt, um ein weitver-
zweigtes Kanalnetz zu schaffen, dessen Umfang weit über die Länge
der natürlichen Schiffahrtswege binausgebt, und dessen Benutzung dem
niederländischen Verkebrwesen ein eigenartiges Gepräge gibt. Ahnlich