Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

386 IV. Abschnitt. Der Wasserverkehr. 
beförderte die Entwickelung einer englischen Flotte mit allen Kräften. 
Ihre Nachfolger vernachlässigten das Werk der „jungfräulichen“ Königin. 
CnonwEIaber griff auf diese Bestrebungen zielbewußt zurück und 
unterstützte sie durch das Schiffahrtsgesetz, die „Navigationsakte“, von 
1651 in wirksamster Weise. England hat sich seitcem zur größten 
See- und Handelsmacht erhoben und auf dem Gebiete der Pflanzstaaten- 
bildung eine Tätigkeit entfaltet, die in der Anpassung an die gegebenen 
verschiedenen Verhältnisse, in der Vielseitigkeit ihrer Formen und 
Mittel und in den Erfolgen von keinem anderen Lande erreicht 
worden ist. 
Neben England haben sich dann nach und nach auch die anderen 
führenden Staaten zu ansehnlicher Bedeutung in der Seeschiffahrt durch- 
gearbeitet, so Frankreich seit ComERTS grober Wirksamkeit, die Ver- 
einigten Staaten von Amerika seit ihrer Losreißung von England, 
Deutschland seit der Mitte des 19. Jabrhunderts, nachdem lange Zeit 
die deutschen Seestädte ohne den Rückhbalt, den eine starke Zentral- 
gewalt bieten kann und der französischen und der englischen See- 
schiffahrt tatsächlich bot, das Erbe der hansischen Zeit gepflegt und 
Selbst unter den schwierigsten Verhältnissen gegen Vernichtung geschützt 
hatten. 
Ein Welthandel zur See in früher nie geahnter Ausdehnung hat 
sich so allmählich entwickelt, Hand in Hand mit einer bohen Vervoll- 
kommnung der seemännischen Wissenschaften und gestützt auf wichtige 
Erfindungen, wie Fernrohre, Seeuhren usw., die dann im 19. Jahr- 
hundert wesentlicht verbessert und durch neue ergänzt wurden. Gleich- 
Zzeitig hat das Bestreben, die Gefahren der Seefahrt zu vermindern, zu 
Zzahlreichen wichtigen Fortschritten geführt, namentlich in der Beleuchtung 
enger Durchfahrten, der Hafeneingänge und dgl., ferner im Signalwesen 
an den Küsten und auf der See usf. Wichtige bierher gehörige Gebiete 
sind durch internationale Vereinbarungen geregelt. Seit dem Aufkommen 
der Dampfschiffahrt haben sich regelmäbßige, auf ein dauerndes und 
umfassendes Verkehrsbedürfnis sich stützende Dampferlinien entwickelt, 
die nach allen Richtungen bin die Meere durchfurchen, und die bei 
dem heutigen Stande der seemännischen Wissenschaft in dem uferlosen 
Meere keste, international vereinbarte Wege innezubalten vermögen. 
Auf die Meeresstrabe als solche im offenen Meere kann eine 
menschliche Einwirkung nicht stattfinden. Dagegen bieten die Ein- 
und Ausgangsstellen der Seeschiffe an der Küste, also die Endpunkte 
der Seestraßen, dem Menschen viel Gelegenheit zu Verbesserungen der 
verschiedensten Art. In der Tat sind denn auch im Hafenbau be- 
deutende Fortschritte zu verzeichnen, wenn auch gewisse Grundsätze 
schon sehr früb festgestanden haben. Ursprünglich mögen Fluß- 
mündungen und geschützte Buchten so, wie sie waren, als Häfen be-
	        
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