2. Kapitel. Entwickelungsgang. 387
nutzt sein, aber man lernte auch schon früh, diese natürlichen Häfen
zu verbessern und künstliche Häfen anzulegen. Schon vor 2—3000
Jabren kannte man Molen, Kais und Leuchttürme am Hafeneingange.
Die alte Hafenbaukunst ging in der Zeit der Völkerwanderung ver-
loren. Genua und Venedig und demnächst Frankreich entwickelten
zuerst wieder eine wirkliche Hafenbaukunst, und später haben alle
Kulturstaaten sich ihrer eifrig angenommen. Besonders gut sind die
Docks ausgestaltet worden, sowie alle die Einrichtungen, die das Ein-
und Auslaufen und die Beladung und Löschung der Fabhrzeuge er-
leichtern. Die Einzelheiten der Hafenentwickelung zu erörtern, würde
hier zu weit führen.
Die neuere Entwickelung hat weiterhin zu einem kräftigen Streben
nach Abkürzung der Seewege geführt, das sich in der Durchstechung
von Landengen äubßert. Hier ist zuerst zu nennen das Riesenwerk des
160 km langen Suezkanales, der von 1859—1869 durch DE LEssers
gebaut wurde. Der Gedanke, der hier verwirklicht ist, hat eine lange,
bis in die ältesten Zeiten zurückreichende Geschichte, und auch an
Versuchen zu seiner Verwirklichung hat es nicht gefehlt. Aber erst
das gewaltige Verkehrsbedürfnis und die gesteigerte Technik und Kapital-
kraft unserer Zeit konnten die Vollendung ermöglichen. Der Suezkanal
hat bedeutende Abkürzungen der Seewege gebracht gegenüber dem
Wege um das Kap der guten Hoffnung. Die Abkürzung des Weges
von London nach Jokohama beträgt 6645 km oder 24 ½ v. H. der
Kapstrecke, nach Hongkong 6980 km (28,1 v. H.), nach Singapore
7125 km (31,7 v. H.), nach Kalkutta 7372 km (33,2 v. H.) usw. Noch
stärker sind die Wege nach Bombay verkürzt, von Neuyork aus um
8829 km (39,3 v. H.), von Neuorleans aus um 9868 km (42,3 v. H.),
von Hamburg aus um 8899 km (42,8 v. H.), von London aus um
9030 km (43,5 v. H.), von Bordeaux aus um 10 317 km (50,4 v. H.),
von Marseille aus um 11859 km (58 v. H.), von Triest aus um
13 104 km (60,7 v. H.), von Konstantinopel aus um 15 566 km (70.5
v. H.) usw. Der Kanal hat eine Wasserspiegelbreite von 101—129 m,
eine Schlenbreite von 60—70 m und eine Tiefe von 10,5 m. Diese
Abmessungen sind nicht die ursprünglichen. Die Breite und die Tiefe
sind gegen die Anfangszeit gesteigert worden. Die Wassertiefe war
Anfangs S8 m, die Sohlenbreite Anfangs 22 m. Die Hauptarbeiten zur
Vergröberung der Ausmessungen wurden 1885—1890, 1895—1901 und
10 vorgenommen. Die beteiligten Kreise streben eine weitere Ver-
tiefung an, um den heutigen groben Dampfern Genüge zu tun. Durch
elektrische Beleuchtung ist seit den 80 er Jahren der Nachtbetrieb er-
möglicht und die Durchfahrtsdauer von 48 auf 17 Stunden herabgesetzt.
Der Kanalbau batte in seiner anfänglichen Gestalt 432,8 Mill. Frs.
gekostet, und der ursprüngliche Anschlag war dabei um mehr als das
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