388 IV. Abschnitt. Der Wasserverkehr.
doppelte überschritten worden. Der Kanal wird von einer Aktien-
gesellschaft betrieben, die hohe Abgaben erhebt und diese zeitweilig bis
auf 13 Frs. für 1 Registertonne bei beladenen Fahrzeugen gesteigert
hatte. Später sind die Gebühren herabgesetzt, aber doch noch so boch ge-
blieben, daß ein lebhaftes Drängen der beteiligten Kreise auf weitere
Ermähigungen eintrat. Die Folge war, daß der seit 1906 bestehende
Satz von 7,75 Frs. für 1 Registertonnen bei beladenen Fahrzeugen vom
1. Jannuar 1911 ab auf 7,25 Frs., vom 1. Januar 1912 ab auf
6,75 Frs. herabgesetzt wurde. Bei den glänzenden Dividenden der
Gesellschaft hält man in Fachkreisen eine weitere Herabsetzung der
Gebühren für berechtigt.
Der Suezkanal ist der längste aller vorhandenen Seekanäle. Diese
Stellung wird ihm auch nicht genommen werden durch die Fertigstellung
des Panamakanals, der bis Anfang 1915, teilweise schon 1913, dem
Verkehr übergeben werden soll, und dessen Gesamtkosten auf rund
2 Milliarden Mark geschätzt werden, d. b. ungeführ auf das dreifache
der ursprünglich angenommenen Summe. Er wird über 70 km lang
und 13 m tief werden. Seine Sohlenbreite wird rund 90 m betragen,
in den Stauseen natürlich viel größer sein. Durch 6 Schleusen wird
der Höhenunterschied überwunden werden. Der Grundgedanke einer
Durchstechung der mittelamerikanischen Landenge wurde bereits zur Zeit
KAERIS V. erörtert, und wiederholt sind Pläne aufgestellt und Vorarbeiten
unternommen worden. Von den 4 Plänen, die von einem 1879 zu Paris
zusammengetretenen internationalen Kongresse empfohlen wurden, schien
der Panamaplan, der einen 74 km langen Kanal in Meereshöhe in
Aussicht stellte, verwirklicht werden zu sollen. Am 1. Januar 1882
begann Dr LESSEPS die Arbeiten für diesen Kanal, für dessen Herstellung
sich eine Aktiengesellschaft gebildet hatte. Unlautere Vorgänge, Un-
zulänglichkeit der technischen Vorarbeiten und unerwartete natürliche
Schwierigkeiten haben das Unternehmen 1889 zum Scheitern gebracht.
Um das Vorhandene nicht verfallen zu lassen und später veräubern zu
können, wurde 1894 eine neue Aktiengesellschaft errichtet. In den
Vereinigten Staaten hatte man dem Grundgedanken schon lange Anteil
entgegengebracht. Es war ein Schleusenkanal vorbereitet worden, der
den Nikaraguasee benutzen sollte (Nikaraguaplan). Nach dem Zu-
sammenbruch der Panamagesellschaft wurde die Angelegenheit in den
Vereinigten Staaten eifrig erörtert, und nachdem sich im Spanisch-
amerikanischen Kriege der Mangel eines Durchstichs sehr fühlbar ge-
macht batte, wurde von der Regierung der Vereinigten Staaten eine
genaue technische Erforschung der Verhältnisse an Ort und Stelle ver-
anlaßt und 1901 mit Grohbßbritannien ein Vertrag geschlossen, der den
Vereinigten Staaten die Durchführung des Planes sicherte. Da die 1894
gegründete Gesellschaft zur Erhaltung und Veräubßerung der Reste der