Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Entwickelungsgang. 395 
schwächerem Grade auch im Binnenverkehr empfunden wurde, lieb 
sich nur beseitigen durch Einführung einer Triebkraft, die unabhängig 
War von der Stärke und Richtung des Windes. Das konnte nur die 
Dampfkraft sein, deren Verwendbarkeit durch JanEs Wars Dampf- 
maschine in ein so helles Licht gerückt war, und die im gewerblichen 
Betriebe ein so deutliches Hindrängen auf die Erzeugung der Güter im 
großen und damit auch auf die Notwendigkeit der Ausweitung aller 
Absatzbeziehungen hervorgerufen batte, daß man ohne eine ebenbürtige 
Triebkraft im Verkehrswesen nicht auskommen konnte. Auf diesen Weg 
wies die ganze Entwickelung der Technik im 18. Jahrhundert nach- 
drücklich hin. 
Die Versuche des BlLAsSCO DE GAREFT, der 1513 im Hafen von 
Barcelona zwei Ruderradschiffe ohne Handruder und Segel in Bewegung 
setzte, kommen hier nicht in Betracht, da er als bewegende Klraft 
Menschenkraft benutzte. Auch die englischen Patente vom Anfang des 
7. Jahrhunderts auf mechanische Mittel, Schiffe ohne Handruder und 
Segel zu bewegen, sind ohne Wirkung geblieben. Erst das 18. Jahr- 
hundert muß als die Zeit der Versuche zur Ubertragung der Dampf- 
kraft auf den Wasserverkehr angeschen werden. Namentlich seit Warrs 
großber Erfindung wurden diese Bestrebungen in England, Frankreich 
und Nordamerika sehr lebhaft. Das von DENIS PArIN 1707 auf der 
Fulda versuchte Fahrzeug scheint noch ein Ruderschiff ohne Dampf- 
maschine gewesen zu sein. Auf die Verwendung von Dampfkraft zur 
Bewegung von Ruderrädern nahm 1736 der Engländer JoNxATHAN HUuLI, 
ein Patent, scheint aber zur Ausführung ebensowenig gekommen zu sein, 
wie späterhin BERNOULLI und Eun##n, die sich mit der Frage befabten. 
Wirkliche Versuche mit Dampfschiffen wurden 1774 und 1775 aukf der 
Seine bei Paris von A.xlRON und PERER angestellt, ohne dauernde 
Wirkung zu haben. CLAUpE JouFFRo#T versuchte 1776 auf dem Doubs 
ein mit Dampf angetriebenes Fahrzeug und scheint der Lösung näher 
gekommen zu sein, als seine Vorgänger; die große Staatsumwälzung in 
Frankreich binderte aber seine Bestrebungen. Auch die Versuche, die 
von den Engländern Sxulxkoros und MIER gegen Ende der 80 er Jahre 
des 18. Jahrhunderts vorgenommen wurden, führten nicht zum Eiele, 
ebensowenig die Versuche von RuunsEt# in den 80 er Jahren und von 
Frren in den 80 er und 90 er Jahren in Amerika. Erst im Beginn des 
19. Jahrhunderts ist die Aufgabe in verwendbarer Weise gelöst worden. 
Das von Srulgo#os gebaute und 1802 auf dem Forth and Clyde Canal 
versuchte Schiff „Charlotte Dundas“, das Schraubenschiff des Ameri- 
kaners J. SrEVENS und das flache Räderschiff des Amerikaners OlyR 
EvaNsS waren schon Fahrzeuge, die als Dampfschiffe, wenn auch un- 
vollkommener Art, anzusehen sind, besonders das von SkulNGTOS, der 
aber durch den Tod seines Gönners, des HEocs vox BnlGEWwA#TE, zur
	        
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