Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Der Entwickelungsgang der Verkehrsvervollkommnung im allgemeinen. 27 
Verkehrs leistete, insbesondere auch in der Einrichtung des Nachrichten- 
dienstes für Regierungszwecke. 
Großartige Umgestaltungen der Richtungen der Welthandelstraßen 
und des Weltverkehrs wurden um die Wende des 15. und 16. Jahr- 
hunderts angebahnt durch die großben Entdeckungen. Columbus fand 
den vierten Weltteil Amerika, Vasco de Gama den Seeweg nach Ostindien. 
Portugal, durch die langjährige Arbeit Heinrichs des Seefahrers für 
die Tätigkeit zur See vorbereitet, und Spanien rissen jetzt den großen 
Weltverkehr an sich, jenes nach Osten, dieses nach Westen. Zunächst 
war freilich die Einwirkung der portugiesischen Entdeckungen bedeut- 
samer, weil sie die alten Handelsstraben für den Verkehr mit dem 
Osten verlegten und Portugal die führende Stellung in diesem Ver- 
kehre, die bis dahin die italienischen Stadtfreistaaten inne gehabt hatten, 
übertrugen, eine Verschiebung, die auch für Deutschland von groher 
Bedeutung war. Auf die Dauer aber erwies sich doch die Wirkung der 
Entdeckung Amerikas als folgenschwerer. Die vermeintlichen und wirk- 
lichen Reichtümer der neuen Welt lockten den Verkehr an, in den nun 
mehr und mehr die Länder Westeuropas eingreifen. Der Welthandel 
in dem beutigen Sinne des Wortes ist gerade darauf zurückzuführen, 
daß die europäischen, insbesondere die englischen Pflanzstaaten in Nord- 
amerika immer mehr in die Reihe der Staaten mit vorgeschrittenen Lebens- 
und Daseinsformen bineinwuchsen. Hand in Hand mit den überseeischen 
Verkehrsbeziehungen nahmen auch die Kenntnis und wissenschaftliche 
Durchforschung der Voraussetzungen und Hilfsmittel der Seefahrt und 
der Wegfindung auf dem Meere einen großen Aufschwung, um ihrer- 
seits wieder den Seeverkehr wesentlich zu fördern. Zudem führte 
die Entwickelung der unbeschränkten Fürstenherrschaften, die sich auf 
stchende Heere stützten, mit dem wachsenden Geldbedürfnis auch 
zu dem Streben, den Gewerbefleib5 zur Blüte zu bringen, der — dem 
Betriebe im großen entgegen strebend — besserer Verkehrswege zur 
Bewegung seiner Erzeugnisse auch im Binnenlande bedurfte und eine 
stärkere Hineinziebung in den geregelten Nachrichtenverkehr nötig 
machte. So kam es nach und nach unter der Herrschaft des „Merkantil- 
s Fstems“ auch im Binnenlande zu wesentlichen Vervollkommnungen, 
die zum gröbten Teile dem 18. Jabrhundert angehören. Die Einrich- 
tungen des Nachrichtenverkehrs wurden mehr und mehr der Bevölke- 
rung zugängig, die Schnelligkeit der Postbeförderung wurde durch die 
Einführung des Pferdewechsels auf bestimmten Wechselstellen („Relais 
stationen"“) erheblich erhöht. Dem gesteigerten Güterverkehr begann 
man die Wasserwege in verstärktem Mabe zur Verfügung zu stellen, 
unterstützt durch die Tatsache, da6 man gelernt hatte, mit Hilfe der 
Kammerschleuse die künstlichen Wasserstraßen zur Uberwindung 
größerer Höhenunterschiede zu befähigen. Der Strabßenbau, in Frank-
	        
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