2. Kapitel. Entwickelungsgang. 401
2-1 m beben. Da die Schiene verankert ist, mub sich der Schlepper
an der Schiene entlang ziehen. Nach Ansicht des Erfinders Baurat
Koss werden auf diese Weise / der aufgewendeten Kraft ausgenutzt
und zugleich durch die geringere Wasserbewegung Sohle und Böschungen
des Kanals geschont. An sich könnte auch durch eine an Bord des
Schleppers befindliche Kraftmaschine die Drehung der Rollen bewirkt
werden. Aber die Verbindung mit elektrischer Oberleitung dürfte für
diese Betriebsart im Hinblick auf die oben erwähnten Vorteile des Ober-
leitungsbetriebes den Vorzug verdienen. Es ist nicht ausgeschlossen,
daß auf diese Weise im Kanalschleppbetriebe die elektrische Kraft eine
größere Bedeutung gewinnen kann.
Die drahtlose Ubertragung der Elektrizität auf Schiffe zur Vor-
wärtsbewegung ist bisher noch nicht gefunden. Dagegen sind mebr-
fache Versuche gemacht worden, die drahtlose Ubertragung zum Lenken
der Fahrzeuge zu verwenden. TESLA und BanRTHELuES haben 1898,
ARMSTRONGO und ORLING 1899, HörsalEk 1901, BnANDLr, LáLANDE
und DrvAOK 1907 Vorschläge wegen drahtloser elektrischer Fern-
lenkung gemacht. Im Juli 1911 hat Wirl aus Nürnberg auf dem
Wannsee bei Berlin ein Fernlenkboot vorgeführt und dabei gute Ergeb-
nisse gehabt. Das Boot, das sich zur Vorwärtsbewegung einek Sammler-
batterie bediente, wurde von einer Funkensendestelle am Dfer willkür-
lich gesteuert, obwohl es sich zeitweilig bis auf 3 km entfernt hatte.
Das sind Anfünge, die weitere Fortschritte erwarten lassen.
Eine neue Triebkraft ist für die Schiffahrt in den Verbrennungs-
kraftmaschinen entstanden. Schon in den 70er Jahren des 19. Jahr-
hunderts waren Versuche zur Verwendung von Verbrennungsmaschinen
für flüssige Brennstoffe gemacht worden, ohne bei der unzuläng-
lichen Anpassung der damaligen Maschinen an die Besonderheiten der
Schiffahrt Erfolg zu haben. Erst seit den 80 er Jahren begann man unter
diesem Gesichtspunkte zu arbeiten. Daß die leichten Maschinen für
Kraftwagen in der Schiffahrt nicht zu verwenden sind, weil diese die
Maschinen viel ständiger in Anspruch nimmt und deshalb vor allem
Betriebssicherheit erfordert, sah man nach vielen Erfahrungen ein und
hat dann Verbrennungsmaschinen entwickelt, die für Schiffahrtszwecke
besonders ausgebildet waren. Sie haben in der Kleinschiffahrt in den
verschiedensten Formen eine reiche Verwendung gefunden und die
Dampfkraft hier in den Hintergrund gedrängt.
Schwieriger lag die Sache bei den großen Fahrzeugen. Zunächst
kam in Frage, die Segelschiffe mit Hilfsmaschinen auszurüsten, die ihnen
das Ein- und Ausfahren in Häfen ohne Hilfe besonderer Schlepper und
die Betriebsausnutzung windstiller oder windschwacher Zeiten ermög-
hlichte. Auf dem Bodensee waren schon 1883 von dem Schweizer
Ingenieur HANLEIN Versuche mit dem Einbauen von Verbrennungs-
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