Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

408 IV. Abschnitt. Der Wasserverkehr. 
geschwindigkeit in der Stunde kommen ein deutscher und drei nieder- 
ländische Schraubendampfer und 5 englische Turbinendampfer, auf 
22 Seemeilen 1 englischer und 1 französischer Schraubendampfer, 
3 belgische Raddampfer, 6 englische Turbinendampfer. Die Turbinen- 
dampfer scheinen noch zu größeren Leistungen fähig. Die 1902 kertig- 
gestellte amerikanische Dampfjacht Arrow hat auf dem Hudson bei der 
Probefahrt 39,13 Seemeilen in der Stunde gemacht. Auf der See würde 
sich natürlich die Durchschnittsgeschwindigkeit geringer stellen, aber 
daß auch hier vielleicht 30 Seemeilen erreichbar sind, ist nicht ausge- 
schlossen. Bei einer solchen Geschwindigkeit würde die Fahrt von der 
englischen bis zur amerikanischen Küste in 4 Tagen zurückgelegt 
werden können; allerdings würden dazu für die heutigen Riesenschiffe 
mehr als 100000 Pferdestärken nötig sein. Selbstverständlich hat im 
Handelsverkehr eine solche Geschwindigkeit nur für Personendampfer 
Bedeutung. In Frachtdampfern würden die dazu erforderlichen Maschinen- 
anlagen den Laderaum zu sehr beeinträchtigen. 
Daß abgesehen von der Größe, Kraftausrüstung und Fahrgeschwindig- 
keit die neuere Schiffbaukunst auch in allen anderen Beziehungen die 
Seeschiffe besser auszugestalten bestrebt und imstande gewesen ist, 
braucht kaum hervorgehoben zu werden. Bemerkenswert ist dabei die 
deutliche Neigung zur Sonderung der Fahrzeuge und ihrer Bauart je 
nach ihren Zwecken. Dem entspringt zunächst die Scheidung zwischen 
Personen- und Frachtdampfern. Jede dieser Gruppen bat ihre beson- 
dere Entwickelung genommen, und nur verhältnismähig selten kommen 
gemischte Dampfer vor, die zugleich der Personen- und der Fracht- 
fahrt dienen. Bei den Personendampfern sind die Schnelldampfer zu 
einer besonderen Schiffsgattung entwickelt worden. Bei den Fracbt- 
dampfern haben sich Sonderfahrzeuge für bestimmte Güterarten heraus- 
gebildet, z. B. für Beförderung von Petroleum, von Holz, von Kohlen, von 
Getreide und anderen Schüttladungen usw. Als billiges Beförderungsmittel 
für bestimmte Zwecke auf kurzen Fahrten sind die von besonderen Schlepp- 
dampfern geschleppten Seeleichter aus Holz oder Eisen von mäühiger 
Gröbße (meist unter 1000 t Tragfähigkeit) in Aufnahme gekommen usw. 
Für Frachtdampfer und noch mehr für Personendampfer hat es 
sich als erwünscht erwiesen, die Schiffsbewegungen in der Seitenrichtung, 
das „Rollen“ oder „Schlingern“, zu dämpfen. Anfang der 70er Jabre 
des 19. Jahrhunderts versuchte man zu dem Zwecke auf einem Dampfer, 
der zwischen Calais und Dover verkehrte, einen von BEssE#ER erdachten 
schwingenden Salon“, der in der Mitte des Schiffes an zwei großen 
Zapfen hing und die Schlingerbewegungen nicht mitmachen sollte. Der 
Versuch mißlang. Später verkuppelte man auf derselben Strecke zwei 
Dampfer miteinander und legte quer über beide Fahrzeuge eine Platt- 
form von 35 m Breite. Auch an die Verwendung der Kreiselbewegung
	        
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