3. Kapitel. Die Wirkungen des vervollkommneten Verkehrswesens. 29
war. Der planmäbßig ineinander greifende Großbetrieb des Verkehrs
gelangte nunmehr zur Herrschaft. Das 7. und 8. Jahrzehnt brachte
dann die Erhebung der elektrischen Nachrichtenbeförderung bis zur
Beförderung des gesprochenen Wortes, das Ende des 19. und der Anfang
des 20. Jahrhunderts die Unabhängigkeit des elektrischen Nachrichten-
verkehrs von der Drabtleitung, die wirkliche Lösung der Kraftwagenfrage
und als aussichtsvolle Anfänge eines zielsicheren Luftverkehrs die Lenk-
barkeit der Luftschiffe und die Flugzeuge.
Die auberordentlichen Erfolge der Eisenbahnen hatten eine Zeit lang
die Wasserstraben etwas in den Hintergrund treten lassen. Nachdem
aber die Grenzen der Leistungsfähigkeit der Eisenbabnen klarer erkannt
worden waren, hat das allenthalben sehr lebhafte Bedürfnis möglichst
billigen Güterverkehrs den natürlichen und künstlichen Wasserwegen
wieder erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt.
Die Arbeit des 19. und der Anfänge des 20. Jahrhunderts auf dem
Gebiete des Verkehrswesens hat sich in sechs scharf ausgeprägten Haupt-
richtungen betätigt. Zuerst ist zu nennen die schon erwähnte Uber-
tragung der Dampfkraft und Elektrizität auf den Verkehrsdienst, alsdann
die emsige Arbeit an der wirksamen Ausnutzung dieser Kraftquellen
und an der allseltigen Verzweigung der so vervollkommneten Verkehrs-
wege und an der Verallgemeinerung ihrer Benutzung; an dritter Stelle
verbindet sich damit die Niederreißung künstlicher Hemmnisse des Ver-
kehrs in Gestalt gehäufter See- und Flußzölle, an vierter Stelle das
Bemühen, die Seefahrt, das hervorragendste Werkzeug des Massenver-
kehrs der heutigen Welt, tief in das Binnenland vorzuschieben und
durch schmale Landengen hindurchzuführen, um die großben Weltver-
kehrswege abzukürzen, an fünfter Stelle die Ausbildung starker und
leichter Verbrennungskraftmaschinen als Grundlage für den Kraftwagen-
und Luftverkehr und an sechster Stelle eine weitgehende internationale
Vereinbeitlichung des internationalen Nachrichtenverkehrs. Jede einzelne
dieser Richtungen ist von überaus großer Bedeutung, und alles das
drängt sich auf wenig mehr als ein Jahrhundert zusammen.
Kein früheres Jahrhundert hat auf dem Gebiete des Verkehrswesens
s30 großes zustande gebracht, keins eine so hohe Vervollkommnung
auch nur geahnt. Aber die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen, weitere
Fortschritte bahnen sich unausgesetzt an, und das 20. Jahrhundert
scheint berufen, in allen Teilen des Verkehrswesens noch weit über das
Erreichte hinauszufübren.
3. Kapilel. Die Wirkungen des vervollkommneten Verkehrswesens.
Vorbemerkung.
Ein hochentwickeltes Verkehrswesen ist — wie FnlEDmlCH Lisr in
seinem „Deutschen Nationaltransportsystem“ (S. 1) treffend sagt — „einer