Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Die Wirkungen des vervollkommneten Verkehrswesens. 31 
Das vervollkommnete Verkehrswesen ist imstande, diesen Teil des 
Erzeugungsaufwandes wesentlich zu ermähßigen, mit anderen Worten 
die Erzeugungskosten im ganzen zu vermindern. Die Rückwirkung 
auf die Gesamthöhe der Erzeugungskosten mulz um so gröber sein, je 
mehr Verkehrsleistungen zum Zwecke der Erzeugung nötig sind. In 
dieser Beziehung besteben natürlich große Unterschiede. Waren, die 
am Orte der Erzeugung selbst abgesetzt werden, und für die an diesem 
selben Orte Roh- und Hilfsstoffe und Arbeitskräfte zur Verfügung 
stehen, werden einen unmittelbaren Einfluh der Vervollkommnung des 
Verkehrswesens am wenigsten verspüren. In den vorgeschrittenen 
Ländern ist der Kreis solcher Waren sehr beschränkt. Bei den aller- 
meisten der zahlreichen Bedarfsmittel, die der Mensch heute ge- und 
verbraucht, ist der Erzeugungshergang in hohem Mabe mit Verkehrs- 
leistungen durchsetzt. Deshalb muß auch eine Verminderung des Ver- 
kehrsaufwandes heutzutage auf die weitesten Kreise zurückwirken. 
Die Verminderung der Erzeugungskosten ist zunächst unmittelbar 
insofern und insoweit, als die Beförderungskosten selbst infolge der 
Verkommnung des Verkehrswesens geringer werden. Hierbei handelt 
es Sich nicht nur um die Kosten der Güterbeförderung, sondern auch 
um die der Personen- und Nachrichtenbeförderung. Der Einfluß der 
Verbilligung dieser Kosten liegt so offen zutage, daß er nicht näher 
erörtert zu werden braucht. Auch das ist ohne weiteres ersichtlich, daß 
der auf diese Weise zu sparende Betrag im allgemeinen um so mehr ins 
Gewicht fällt, je geringer der zu erzeugende Gegenstand im Tauschverkehre 
bewertet wird, und um so weniger, je höher seine Bewertung steigt. 
Die Vervollkommnung des Verkehrswesens wirkt aber auch mittel- 
bar auf die Verminderung der Erzeugungskosten von verschiedenen 
Riüchtungen her ein. Sie hat zunächst den Erfolg, dab durch die er- 
höhte Sicherheit des Personenverkehrs der Grundstock der Volkswirt- 
schaft an Arbeitskraft weniger geschmälert wird, als das bei minder hoch 
entwickeltem Verkehr der Fall ist, und daß gleichzeitig wegen der 
rascheren Beförderung der Personen deren Zeit und Arbeitskräfte für 
die gütererzeugende Tätigkeit schneller wieder verfügbar werden, als 
sonst möglich war. Das gilt vom Seeverkehr, der jetzt viel geringere 
Beförderungszeiten beansprucht, und in noch viel höherem Mabe vom 
Eisenbahnverkehr. Auch der Kraftwagenverkehr, in schwächerem Um- 
fange der Fahrradverkehr wirkt in dieser Beziehung mit. Schon in den 
ersten Jahren der Lokomotiveisenbahnen suchte man den Gewinn, der 
auf diese Weise gegenüber den älteren Verkehrsmitteln erzielt werden 
konnte, zahlenmäbig festzustellen, und später sind solche Berechnungen 
oft wiederbolt worden. Man kommt dabei stets auf sehr beträchtliche 
Ziffern, die allerdings nicht viel mehr als schätzungsweise sind. Um 
genau zu rechnen, müßte man eine Gegenrechnung aufmachen. Es
	        
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