Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Die Wirkungen des vervollkommneten Verkehrswesens. 35 
günstige Bedingungen gewährt bat, zugunsten derjenigen, für welche 
natürliche Voraussetzungen nicht gegeben sind. Bezirke mit gleichen 
Richtungen bodenständiger Gütererzeugung haben nicht immer gleich 
günstige natürliche Vorbedingungen. Die heutige Volkswirtschaft kann 
aber in sehr vielen Fällen auf die Ausnutzung der natürlichen Erzeugungs- 
möglichkeiten in den weniger begünstigten Bezirken nicht verzichten. 
Soweit das der Fall ist, hat das heutige Verkehrswesen die Aufgabe 
und bei guter Ordnung auch die Wirkung, einen Ausgleich dadurch zu 
schaffen, daß es den weniger begünstigen Erzeugungsbezirken die Wege 
zu ihren natürlichen Absatzgebieten erleichtert und verbilligt. Das ver- 
vollkommnete Verkehrswesen unserer Zeit mit seiner Verkürzung der 
Entfernungen, mit seiner Niederreißung der Schranken örtlicher Gebunden- 
heit, mit seiner außerordentlichen Erleichterung aller Tauschbeziehungen 
und mit seiner Fähigkeit, von einem Punkte aus die Tätigkeit der an 
den verschiedensten Stellen arbeitenden Kräfte auf ein einheitliches Ziel 
hinzuleiten, begünstigt und erleichtert also eine dem Volksganzen dienliche 
örtliche und berufliche Gliederung der Gütererzeugung, kann aber bei 
ungeschickter Handhabung auch einem Uberschreiten der richtigen Grenzen 
dienstbar gemacht werden. 
In ähnlicher Weise wirkt das vervollkommnete Verkehrswesen auf 
das Verhältnis der Volkswirtschaften zu einander ein. Jede Volkswirt- 
schaft hat mit dem Pfunde zu arbeiten, das ihr die Natur gegeben bat, 
muhbß also ihre natürlichen Möglichkeiten der Gütererzeugung ausnutzen 
und ausbauen, soviel das mit Vorteil für das Volksganze durchführbar 
ist. Aber keine Volkswirtschaft kann allein alles erzeugen, was sie braucht, 
und es wäre unwirtschaftlich, sich auf Erzeugungsrichtungen zu ver- 
steifen, für die ihr die natürlichen Voraussetzungen überhaupt feblen, 
und für deren Erzeugung andere Volkswirtschaften nach Boden- und 
Witterungsverhältnissen, nach Art, Einsicht und Anlage der Bevölkerung 
usw. besonders begünstigt sind. 
In diesem Sinne entspricht dem Bedürfnisse der einzelnen Volkswirt- 
schaft eine internationale Arbeitsgliederung. Diese internationale Arbeits- 
gliederung hat in dem vervollkommneten Verkehrswesen ihre bedeut- 
samste Stütze gefunden. Die großen Weltwasserstraben und der inter- 
nationale Post- und elektrische Nachrichtenverkehr spielen hier eine 
äuberst wichtige Rolle. Aber auch die verbesserten Binnenwasserstraßen 
and die Eisenbahnen haben einen hervorragenden Anteil. Sie waren es, 
die den abseits der Weltwasserstraben gelegenen Binnenländern die Be- 
teiligung an dem großben Weltverkehr ermöglichten. 
Die Beziehungen, die sich auf die internationalc Arbeitsgliederung 
stützen, bedingen freilich auch, daß die einzelnen Länder wirtschaftlich 
abbängiger von einander werden. Daraus können zunächst bei politischen 
Verwickelungen für das einzelne Land Störungen eintreten, oft genug 
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