5. Kapitel. Die Preisbildung im Wasserverkehr. 477
Demnach verbleiben für veränderliche Selbstkosten 58,25 v. H. beim
Personenschnelldampfer und 63,85 v. H. beim Fracht- und Personen-
dampfer. Die dienstlose Zeit der Fahrzeuge ist dabei mit verrechnet.
In den veränderlichen Selbstkosten stecken beim
Schnelldampfer Fracht- und
Personendampfer
für Kohlen 33 v. H. 25 v. H. der gesamten Selbstkosten
für Verpflegungskosten 7 v. H. 22 v. H.
Man kann eine solche Berechnung nicht auf andere Arten von See-
schiffen übertragen. Die Selbstkosten eines reinen Frachtdampfers
werden im einzelnen anders zusammengesetzt sein, da seine Baukosten
und sein Kohlenverbrauch — wegen der geringen Geschwindigkeit —
viel geringer und die Lebens- und Verwendungsdauer des Fahrzeugs
viel länger sein wird, als bei Personenschnelldampfern. Diese müssen
oft schon nach wenigen Jahren aus dem Schnelldienste gezogen werden,
weil sie durch neue technische Fortschritte überholt sind. Sie müssen
deshalb ihr höheres Anlagekapital in kürzerer Zeit durch Abschreibungen
im wesentlichen gedeckt haben. Frachtdampfer und Segler können
dagegen an sich 30—40 Jahre im Dienste sein und werden in der
Regel in 20—25 Jahren abgeschrieben. Die Schnelldampfer müssen
weiter wegen der starken Maschinen, die sie zur Erzielung der gewünsch-
ten größeren Fahrgeschwindigkeit brauchen, mit viel gröherem Brenn-
und Betriebsstoffverbrauch rechnen und ihren nutzbaren Raum durch
die hierzu nötigen Räumlichkeiten wesentlich einschränken. Auf dem
Schnelldampfer „Deutschland“ fällt allein auf die Kohlenbunker ½0% des
ganzen Schiffsraumes. Schon bei den gemischten Fracht- und Personen-
dampfern sinkt dieser Teil des Schiffsraumes auf ½%, bei reinen Fracht-
dampfern ist er noch geringer, und bei Seglern fällt eine solche Bean-
spruchung des Raumes ganz kort oder sinkt, wenn sie mit Hilfs-
maschinen ausgerüstet sind, auf einen sehr geringfügigen Bruchteil. Die
eigentlichen Betriebskosten steigen bei Erhöhung der Fahrgeschwindig-
keit überaus rasch und viel schneller als die Fahrgeschwindigkeit, Bei
16 Seemeilen Stundengeschwindigkeit kostet die Fahrtstunde des
Dampfers schon mehr als das doppelte, bei 21 Seemeilen schon mehr
als das vierfache als bei 11 Seemeilen. Wenn hiernach in dieser Be-
ziehung zweifellos die Schnelldampfer im Verhältnis höhere veränder-
liche Betriebskosten zeigen, als andere Schiffsarten, so muß doch im
ganzen bei letzteren das Ubergewicht der veränderlichen über die un-
veränderlichen Selbstkosten noch mehr zutage treten. Beim Eisenbahn-
verkehr herrscht gerade das umgekehrte Verbältnis; die veränderlichen
Selbstkosten („Arbeitskosten) machen hier in grobem Durchschnitt nur
¼, die unveränderlichen („Grundkosten“) /1 der Selbstkosten aus, und
von den Grundkosten kommen ½¼ auf Verzinsung und Tiülgung der An-