Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

5. Kapitel. Die Preisbillung im Wasserverkehr. 485 
hängig von der Entfernung ist, und daß bei dem anderen Teile die 
Steigerung der Selbstkosten nicht genau mit der Entfernung wächst, hat 
dazu geführt, daß tatsächlich auf den W’asserstraben für längere Ent- 
fernungen sehr häufig geringere Frachten für die Gewichts- und Strecken- 
einheit zugrunde gelegt werden als für kürzere, daß also eine staffel- 
förmige Tarifbildung weit verbreitet ist. 
Dazu nötigt auch der Umstand, daß mit der Entfernung das Be- 
dürfnis nach billigen Frachten bei den Versendern stärker wird, wäh- 
rend andererseits der Zeitverlust für den Versender mit der Entfernung 
empfindlicher wird. Daher ist der Schiffer gezwungen, seine Leistung 
bei längeren Fahrten zu verbilligen, um den Auftrag überhaupt zu er- 
halten. In bestimmten Verkehrsrichtungen wird dieses Bedürfnis mit- 
unter 80 stark, daß für eine längere Gesamtstrecke im ganzen geringere 
Frachten erhoben werden, als für eine kürzere. Das sind indes Aus- 
nahmen. 
Als Bemessungsgrundlage für die Abstufung der Frachten spielt im 
Binnenverkehr im übrigen die Entfernung eine gröbere Rolle als im 
Seeverkehr insofern, als hier auch kleine Entfernungsunterschiede be- 
rücksichtigt werden können, da die Entfernungen kürzer und leichter zu 
berechnen sind. Gleichwohl werden auch in der Binnenschiffahrt nicht 
selten kleinere Entfernungsunterschiede unbeobachtet gelassen. Daß das 
Gewicht der Sendung ebenfalls bei der Frachtabstufung ins Auge ge- 
fastt wird, versteht sich von selbst. Dabei wird bisweilen 2z. B. auf 
belgischen Kanälen der Frachtsatz für die Tonne mit steigender Gesamt- 
ladung geringer, also ein Gewichtsstaffeltarif durchgeführt. Im Binnen- 
verkehr der Wasserstraßen überwiegen natürlich die Massengüter. 
Die Rücksicht auf die Beförderungsfähigkeit und den Wert der 
Güter wird im Wasserverkehr fast durchgängig beobachtet. An sich 
würde der Schiffer es vorziehen, wenn er sein Fahrzeug mit wertvolleren 
Gütern füllen kann, für die im allgemeinen eine höhere Fracht gezablt 
wird, als für geringwertige Massengüter. Liegen die Verhältnisse so, 
daß er seinen Schiffsraum ohne Zuhilfenahme der Schwergüter voll- 
ständig ausnutzen kann, so hat er keinen Anlaß, für die letzteren billigere 
Frachten zu gewähren. Indes wird das immer ein Ausnahmefall bleiben. 
Der Schiffer muß in der Regel versuchen, die Schwergüter durch billige 
Frachten heranzuziehen. Eine Wertabstufung ist demnach bei den Schiffs- 
frachten fast allgemein zu finden, allerdings in der Regel nur mit einigen 
wenigen Gruppen. Diejenigen Schwergüter, die eine gute Raumaus- 
nutzung nicht gestatten, haben dabei natürlich höhere Frachten zu zablen 
als andere. Denn auf möglichst vollständige Raumausnutzung muh auch 
hier geachtet werden. 
Das Streben, die Ausdehnungsfähigkeit des Verkehrs zu möglichster 
Ausnutzung des Schiffsraums zu verwerten, spielt bei Bemessung der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.