2. Kapitel. Die Eutwickelung des Luftverkehrs. 495
flug nachzuahmen, viel weiter zurückreichen, als die Anfänge der Luft-
schiffabrt. Gleichwohl sind die ersten wirklichen Erfolge bei der Luft-
schiffahrt eher eingetreten, Erfolge freilich, die noch weit von dem an-
gestrebten Ziele entfernt waren.
Die Bemühungen und Versuche bezüglich der Luftschiffahrt sind
lange Zeit, wenn auch nicht ausschließlich, so doch in weitaus über-
wiegendem Mabe lediglich der Frage des Auftriebs der Fahrzeuge ge-
widmet gewesen. Daß die Luft ein bestimmtes Gewicht hat, also
Sspezifisch leichtere Körper in ihr emporsteigen müssen, war der Aus-
gangspunkt des Vorschlags des Jesuitenpaters FnhANCESCO DE LANA aus
dem Jahre 1670. Er wollte eine Holzgondel durch die daran an-
gebrachten 4 luftleeren Kugeln heben lassen. Dieser Grundgedanke,
mit luftleeren Räumen zu arbeiten, ist zwar neuerdings wieder — natür-
lich mit ganz anderen technischen Voraussetzungen — ernsthaft erörtert,
worden, scheitert aber immer noch an dem schon erwähnten Umstande,
daß die Fahrzeuge mit starken und zu schweren Wänden versehen sein
müssen, wenn sie nicht durch den Druck der umgebenden Luft zerstört
werden sollen. Schon 1680 batte BonzELI#l in seinem Buche „De motu
animalium“ auf dieses Hindernis hingewiesen. Dieser Weg ist denn auch
nicht weiter begangen worden. Der Gedanke des Dominikanermönchs
GALiEN (1755), ein Riesenfahrzeug mit der dünneren Luft der oberen
Schichten zu füllen, hat begreiflicherweise keine Bedeutung erlangt.
Eine zweite Reihe von Versuchen zur Erzielung des Auftriebs
gründete sich auf die Verwendung erwärmter Luft. Der Gedanke eines
Heißluftfahrzeugs war schon 1709 von dem Pater BanrBoOLOMAUS
LOVREN(CO DE GosnaN vertreten worden. Zu einem Erfolge verbalfen
dem Gedanken aber erst die Brüder MoNröoLFIER, die am 5. Juni 1783
ihren Heißluftballon bis auf 300 m Höhe aufsteigen lassen konnten.
Sie leiteten dadurch eine Reihe von Aufstiegen mit vergrößerten Heiß-
luftfahrzeugen ein, bei denen am 15. Oktober 1783 zum erstenmal
auch ein Mensch durch den gefesselten Ballon gehoben wurde, der
französische Edelmann PILA-TRE DE RoOZIER. Er hat am 21. Oktober
1 auch die erste freie Ballonfahrt zusammen mit dem Marquis
D'ARLANDES durchgeführt. RoziER hat 1785 selbst einen Ballon erbaut,
der die Erhitzung der Luft nicht als Auftriebskraft, sondern nur zur
Ersetzung des Verlustes an Wasserstoffgas, dem eigentlichen Füllgase,
benutzen wollte, fand aber bei dem Versuche, damit den Kanal zu über-
fliegen, an der französischen Küste mit seinem Begleiter Roals den
Tod. Die Heißluftballons behielten bis 1812 eine gewisse Bedeutung.
Die Brüder MovroorrlER hatten zur Lufterwärmung ein Feuer aus
feuchtem Strob und Wollflocken verwendet. Das batte sich auch später
als das beste erwiesen. Der italienische Graf Za#BECCARI benutzte 1812
bei seinem Heißluftballon eine mehrflammige Weingeistlampe zur Luft-