2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkehrs. 503
rungsflächen“) am Hinterteil vermindert. Die Straffbeit der Hülle wird
durch zwei Luftsäcke im Innern des Tragkörpers erhalten, die je nach
dem Gasverlust gefüllt werden durch ein Gebläse und mit Hilfe einer
Schlauchleitung. Da die Luftsäcke an den beiden Enden des Trag-
körpers liegen, so können sie durch ungleiche Füllung zur Schräg-
stellung des Tragkörpers, also zur Höhensteuerung benutzt werden. Zur
Seitensteuerung dient ein gewöhnliches Steuerruder an der Hinterkante
der senkrechten Dämpfungsfläche. Die Gondel hat ein Stahlgerippe;
sie hängt an Drahtseilen etwa 8 m unter dem Tragkörper. An ihrer
Spitze ist der Stand des Führers, in der Mitte der Raum für die Fahr-
gäste, am binteren Ende die Kraftmaschine und die Schraube. Die
Luftschraube hat bei einem Durchmesser von 4.2 m 4 Flügel aus Stoff,
die erst bei der Drehung eine straffe Form annehmen; in der Ruhe
bängen sie schlaff herab. (Später ist PARSEVAL zu halbstarren Flügeln
übergegangen, die auch in der Ruhe ungefähr in ihrer Lage beharren.)
Gegen das Abfliegen der Flügel sind besondere Vorkehrungen getroffen.
Bei größeren Schiffen werden 2 Schrauben angebracht. Die Schraube
wird getrieben durch eine Daimler-Benzinkraftmaschine; bei größeren
Fahrzeugen werden zwei Kraftmaschinen eingebaut. Die höchste Eigen-
geschwindigkeit des ersten Parsevalschiffes war 12—13 m’'sek., sodaß
auch Winde von mittlerer Geschwindigkeit überwunden werden konnten.
Das Gewicht der Gondel nebst Kraftmaschine, Schraube und sonstiger
Ausrüstung war bei dem ersten Luftschiffe PARSEVALS 1200 kg. Dies
Fahrzeug hatte 48 m Länge, 8½ m gröbßten Durchmesser und einen
Inhalt von 2500 chm.
Das Fahrzeug beruht auf sorgfältiger Durchdenkung der Aufgabe
und will durch die Beschränkung der starren Teile auf die Gondel und
auf Steuer- und Dämpfungsflächen und durch die damit erreichte leichte
Zusammenlegbarkeit und Beförderungsmöglichkeit den besonderen Be-
dürfnissen der Heeresverwaltung Rechnung tragen. Die Parsevalschiffe
werden aber auch anderen Zwecken dienstbar gemacht, worauf beim
Bau Rücksicht genommen wird. Im Laufe der Zeit sind mancherlei
Verbesserungen im einzelnen durchgeführt worden, die Grundlagen aber
haben festgebalten werden können. Die Eigengeschwindigkeit, d. h. die
Geschwindigkeit in völlig windstillem Luftraum, und die Ausrüstung
mit Pferdestärken sind gegenüber der ersten Ausführung gesteigert
worden. Die von Parsevalschiffen zu erreichende Eigengeschwindigkeit
ist natürlich verschieden. Sie bewegt sich je nach der Kraftsausrüstung
zwischen 12—17 m'tsek., d. h. zwischen 43 und 61 km in der Stunde,
sodab Fahrten noch gegen Windstärke 6 (11 muisek.), von dem schnellsten
Fahrzeuge sogar gegen Windstärke 8 (15 messek.) möglich sind. Die
Ausrüstung mit Pferdestärken ist bei einigen Parsevalschiffen bis auf
300 und 320, die Größe bis auf 6800, 7000 und 9000 chm erhöbht.