2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkehrs. 1
werden können. Der Tragkörper des „Le Jaune“ hatte 2284 chm In-
halt. Der Fischform trägt er dadurch Rechnung, dab der Hinterkegel
eine gestrecktere, der Vorderkegel eine gedrungenere Form hat. Im
Innern des Tragkörpers befand sich ein verhältnismäßig grober Luft-
sack, der die Hülle straff halten sollte. Die Gondel war 4,8 m lang,
,60 m breit und 1 m boch; sie trug eine Dal#LER- Kraftmaschine von
0 Pferdestärken. Sie trieb zwei zweiflügelige Luftschrauben von 2,8 m
Durchmesser; an jeder Seite der Gondel war eine Schraube angebracht.
Die Schrauben machten bis zu 1200 Umdrehungen in der Minute. Die
Gondel war nur 3 m vom Tragkörper entfernt. Auber der Bemannung
konnten 650 kg Benzin, Wasser und Ballast mitgeführt werden. Bei
den 29 Fahrten, die es bis Juli 1903 ausführte, kam das Fahrzeug
28mal an den Aufstiegsort zurück und erreichte als — nicht un-
bestrittene — Höchstleistung eine Eigengeschwindigkeit von 11 msek.
Daß in diesem Fahrzeuge, dessen sonstige technische Einzelheiten
hier nicht zu berühren sind, wichtige und entwickelungsfähige Gedanken
steckten, war unverkennbar, und wenn auch später noch manches ver-
bessert wurde, blieben doch die Grundlagen die gleichen. Nachdem das
Schiff „Le Jaune“ am 20. November 1903 bei der Landung von einem
Windstoßb gegen einen Baum getrieben und zerstört worden war, wurde
ein neues Fahrzeug „Lebaudy“ gebaut, bei dem die gewonnenen Er-
fahrungen verwertet wurden, und das die eigentliche Grundform der
späteren Schiffe dieser Gattung geworden ist. Der Tragkörper war auf
5 m, sein Inhalt auf 2666 chm erhöht worden. Die Hülle war nicht
nur, wie üblich, mit einer Gummischicht zwischen den beiden Stofflagen
versehen, sondern hatte noch eine innere Kautschukschicht, um die
Hülle gegen die geringen Schwefelsäuremengen zu schützen, die bei
dem in Frankreich üblichen Verfahren, das Wasserstoffgas aus Schwefel-
säure und Eisen zu gewinnen, in die Hülle gelangen. Der Tragkörper
lief hinten nicht mehr spitz aus, sondern in eine Abrundung, an der
wagerechte, flossenartige Dämpfungsflächen von 22 qm Flächeninhalt
und eine senkrechte Dämpfungsfläche angebracht waren, um die Roll-
und Schlingerbewegungen abzudämpfen. Diese wichtige und für die
ganze Weiterentwickelung vorbildliche Steuerung beruht auf den von
RNARD veröffentlichten Untersuchungen. Der Lultsack im Innern des
Tragkörpers war auf 500 chm Inhalt vergröhert und in drei Kammern
zerlegt. Er wurde während der Fahrt durch die Kraftmaschine des
Fahrzeugs, beim Stillstand durch eine kleine elektrische Maschine gefüllt;
in 1 Sekunde konnte 1 chm Luft eingeblasen werden. Der Tragkörper
war auf einem festen Körper aus Nickelstahl befestigt. Der Rahmen
war wieder mit einem senkrechten Kiel verschen. Rahmen und Kiel
waren mit Stoff überspannt. Am Rahmen war durch Stahldrähte die
Gondel in den früheren Abmessungen und mit einer Vorrichtung aus