Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkelirs. 507 
das vierte „M. L. IV. — in Betrieb seit 10. März 1911 — 93 m Länge 
und 7500 chm Gasinhalt. Die Kraftmaschinen sind natürlich bedeutend 
verstärkt worden, beim zweiten Fahrzeug auf 150, beim dritten auf 300, 
beim vierten auf 400 Pferdestüärken. Die Gondel war beim dritten Fahr- 
zeug auf 12½ m verlängert und konnte 12 Personen aufnehmen. Das 
vierte Fahrzeug hat zwei Gondeln mit vier Schrauben zu je vier Flügeln. 
Die neueren Fahrzeuge haben zwei Luftsäcke, die, wie beim Parseval- 
schiff, bei der Höhensteuerung mitwirken. Der Tragkörper ist walzen- 
förmig mit stumpfer Stirnseite und mit spitzem llinterteil. Der Trag- 
körper ist nicht so unmittelbar mit dem festen Rahmen verbunden, wie 
beim „Lebaudy“, vielmehr hängt der Rahmen an Drahtseilen, soda!ß 
zwischen ihm und dem Tragkörper noch ein Zwischenraum bleibt. Der 
Rahmen besteht aus Aluminiumröhren und kann leicht und schnell zer- 
legt werden, um so einen wesentlichen Vorteil der unstarren Tragkörper. 
die leichte Weiterbeförderung auf Fahrzeugen, annähernd zu erreichen. 
Am Rahmen bekindet sich ein Kiel. Von dem Rahmen gehen die Lager- 
arme für die Triebschrauben aus, was eine wesentliche Abweichung 
vom „Lebaudy“ darstellt. (Beim „M. L. IV“ sind dagegen die vier 
Schrauben anders angebracht.) Die Schrauben sind hiernach nicht mit 
dem Tragkörper verbunden, was auch bei den Schiffen mit unstarrem 
Tragkörper der Fall ist. Der damit verbundenen Schwierigkeit, daß 
der mitgeschleppte Tragkörper aufbäumt, suchen die Parseval- und die 
deutschen Heeresluftschiffe dadurch zu begegnen, daß die Gondel mit 
Hilfe von Gelenkrollen ihre Lage längs des Schiffes verlegen kann. 
Das doppelte Höhensteuer befindet sich vorn am Rahmen und hat die 
Form eines Kastendrachens, das Seitensteuer ist hinten am Rahmen; 
dort sind auch die Dämpfungsflächen angebracht. 
Das deutsche Heeresluftschiff hat als längste Fahrt eine 13stündige 
Nachtfahrt zu verzeichnen. Das Schiff „M. L. III7 hat Ende 1909 eine 
Geschwindigkeit von 16,1 misek. oder 59 km in der Stunde erreicht. 
Auch in anderen Ländern ist der Grundgedanke halbstarrer Trag- 
körper verwertet worden. Im ganzen sind im Juni 1911 nach dem 
„Jahrbuche der Motorluftschiff-Studiengesellschaft" 20 Fahrzeuge mit 
halbstarrem Tragkörper vorhanden, davon 4 in Deutschland, 2 in ltalien, 
je 2 in England, Frankreich, OÖsterreich, Rußbland, Spanien, je 1 in 
Belgien, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika. Im 
Bau begriffen waren im Juni 1911: 5 Luftschiffe dieser Gattung, davon 
3 in ltalien, 2 in Frankreich. 
Eine Erweiterung des Grundgedankens der halbstarren Tragkörper 
ist in dem im April 1912 kertiggestellten Luftschiffe des Ingenieurs VEEI# 
versucht. Ein Gerippe von nahtlosen, sehr dünnwandigen Stahlrobren 
Soll den Tragkörper bis zur halben Höhe umschliehen. Mit dem Gerippe 
wird der ebenfalls aus Stahlrobren bestehende Kiel fest verbunden. Der
	        
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