Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkehrs. 511 
Bei den weiteren Luftschiffen der Zeppelingattung haben die Aus- 
messungen gewechselt, zeigen aber im ganzen eine Neigung zum Steigen. 
Die Länge ist zum Teil bis auf 14 m, der Durchmesser auf 14 m, der 
Gasinhalt auf 20 000 chm gesteigert worden; die Maschinenkraft ist bei 
dem neuen Verkehrsschiff „Schwaben“ und dem jüngsten Heeres- 
Schnellkreuzer auf 3—145 bis 150 Pferdestärken erböht. Bei diesen 
beiden Schiffen läuft das hintere Ende des Tragkörpers in einen 
spitzen Kegel aus und die Steuerflächen — zwei senkrechte für die 
Seiten- und zwei wagerechte für die Höhensteuerung — sind nur 
hinten angebracht. Die „Schwaben“ bedarf zu ihrer Bedienung und 
Führung 8—9 Personen und kann auberdem 24 Fahrgäste mitnehmen. 
Ihre höchste Eigengeschwindigkeit, wie sie bei Benutzung der 3 Kraft- 
maschinen erreichbar ist, geht über alle vorher erbauten Zeppelinschiffe 
hinaus und überragt die aller Luftschiffe anderer Bauart; sie beträgt 
19,5 msek. oder 70 km in der Stunde. Das Schiff hat am 19. Oktober 
1 auf der Fahrt von Düsseldorf über Bremen und Hamburg nach 
Berlin in 11½ Stunden 650 km zurückgelegt, also eine Reisegeschwindig- 
keit von rund 56 / km in der Stunde erzielt trotz des herrschenden 
Gegenwindes. Der etwas kleinere neue Schnellkreuzer hat eine Eigen- 
geschwindigkeit von 21 /ek. oder 75,6 km in der Stunde, würde also 
durch Gegenwind erst dann zum Stillstand gebracht werden, wenn er 
gegen Sturm in Windstärke 10 (21 msek.) anzukämpfen hätte, und nur 
die noch stärkeren, aber seltenen Orkane würden das Schiff an der 
Fahrt überhaupt hindern. Diese glänzende Leistung ist bisher völlig 
unerreicht und für die Weiterentwickelung der Luftschiffahrt von höchster 
Bedeutung. Noch vor kurzem wurde als voraussichtlich erreichbare 
höchste Eigengeschwindigkeit 60—70 km in der Stunde angesehen. Der 
neueste Zeppelin-Schnellkreuzer greift darüber schon hinaus. Das Ende 
Februar 1912 fertiggestellte Schwesterschiff der „Schwaben“, die „Viktoria 
Luise“, soll mit den 3 Kraftmaschinen zu je 145 Pferdestärken 20 m/sek., 
mit zwei Kraftmaschinen 17 m/sek. Eigengeschwindigkeit erreichen. 
Wie in bezug auf Eigengeschwindigkeit, so haben auch in bezug 
auf die Fahrtdauer die Zeppelinschiffe bis jetzt die höchste Leistung 
aufzuweisen. Am 29. Mai 1909 hat das kurz vorher fertig gewordene 
Schiff „Z. II1 abends 9¾ Uhr von Manzell aus eine Fahrt angetreten, 
die über Treuchtlingen, Nürnberg, Hof, Leipzig, Bitterfeld, Halle, Weimar, 
Schweinfurt, Würzburg, Stuttgart, Eßlingen nach Göppingen fübrte und 
erst hier am 31. Mai nach Erschöpfung der Benzinvorräte durch 
Zwischenlandung unterbrochen wurde, d. h. nachdem 1100 km in über 
38 stündiger ununterbrochener Fahrt zurückgelegt waren. Bei der 
Zwischenlandung wurde das Schiff durch Anprall an einem Baum be- 
schädigt; es wurde nach notdürftiger Ausbesserung trotz des Verlustes 
von 4 Kammern, ohne Spitze, ohne vorderes Höhensteuer, ohne vordere
	        
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