516 V. Abschuitt. Der Luftverkehr.
dings Gegenstand eingehender Versuche gewesen, bei denen die leichten
und starken Kraftmaschinen benutzt wurden. So haben u. a. WEILNER,
LEGER, BREGCET und Rrchzer, besonders Cohx# in Lille Schrauben-
flieger erdacht. Ein wirklicher Flug ist aber mit Schraubenfliegern noch
nicht ausgeführt worden, obwohl, rein lehrmähßig betrachtet, der Gedanke
verwertbar erscheint. Die Schwierigkeit scheint darin zu liegen, dabß
der Auftrieb eine zu große Kraftleistung erfordert, und daß der Mangel
einer Gleitffäche die Gefahren des Fluges stark vergröhert. Ob die
technische Entwickelung später zu anderen Ergebnissen führen wird,
steht noch dahin.
Alle wirklichen Erfolge des Flugzeugwesens — und sie sind in den
letzten Jahren über Erwarten groß gewesen — sind den durch Krakt-
maschinen angetriebenen „Drachenfliegern“ zuzuschreiben. Bei ihnen
dient — wie schon erwähnt — die Schraube nur zum Vortriebe, treibt
aber dadurch zugleich eine schräggestellte Fläche oder mehrere solche
Flächen vorwärts, die durch die nach unten abgedrängten Luftmassen
die Aufwärtsbewegung bewirken. Das ist also nichts anderes als eine
Tragfläche, wie sie beim Gleitflieger vorliegt, in Verbindung mit einer
Vortriebschraube. Versagt die Kraftmaschine, oder wird sie, wie beim
Landen, abgestellt, So bewegt sich das Flugzeug gleitend dem Erdboden
zu, weil nun die Schwerkraft eine Abwärtsbewegung herbeiführt, die
aber durch die Tragflächen verlangsamt und in schräge Richtung über-
geführt wird.
Der Grundgedanke des Drachenfliegers findet in der Natur ein
Vorbild. Heuschrecken und Grillen benutzen das vordere Flügelpaar
als Trag- oder Segelfläche, das bintere als Triebkrafterzeuger, Käfer
verwenden die starren Flügeldecken als Tragfläche und nur die zarten
Flügel als Schwingen.
Den Grundgedanken des Drachenfliegers hat schon 1809 der Eng-
länder CA##EF auseinandergesetzt, wenn auch weitere Wirkungen aus-
blieben. Ein anderer Engländer HENsON hat 1843 einen durch Dampf-
kraft angetriebenen Drachenflieger erbaut, ein französischer Schiffsoffizier
D TENE nahm 1857 ein Patent auf einen Dampf-Drachenflieger,
ohne zur Ausführung in gebrauchsfähigen Abmessungen zu kommen.
PHIL# baute in den 80 er Jahren einen durch Dampfkraft an-
getriebenen Drachenflieger. HhAN MAxIN hat unter Mitwirkung des
amerikanischen Professors LANGLEr 1888 einen riesigen Dampf-Drachen-
flieger von 2600 kg Gewicht gebaut. LNOLET hat später 1896 selbst
mit kleineren Versuchsfliegern und auch mit einem größeren Drachen-
flieger bei Washington Versuche vorgenommen. Der französische Elek-
triker AzEk hat 1900 einen fledermausähnlichen Drachenflieger von
großbßen Ausmessungen vorgeführt, und der österreichische Ingenieur
Kluss hat 1901 mit einem noch größeren Drachenflieger Versuche an-