2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkehrs. 517
gestellt. Auch A. HognnANDhat 1902—1906 an einem Drachen-
Ilieger gearbeitet, ist aber aus Mangel an Mitteln nicht zu der von ihm
angestrebten Ausführung in ausreichenden Abmessungen gelangt.
Alle diese Bestrebungen und Versuche hatten das gewünschte Er-
gebnis nicht. Der eine Grund dafür liegt darin, dabß sehr grobe tech-
nische Schwierigkeiten beim Bau einer Flugmaschine zu überwinden
sind. Sie betreffen insbesondere die Erhaltung der Gleichgewichtslage
sowobl bei ruhiger als auch bei bewegter Luft unter möglichster Scho-
nung der Tragfähigkeit und die Höhen- und Seitensteuerung. Die Viel-
sSeitigkeit der Bauart bei den verschiedenen Flugmaschinen zeigt deutlich,
wie eifrig man bemüht war, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden.
Manches Brauchbare war dabei schon gefunden worden. APHOSE
PENAuD hatte schon 1871 bei einer nur 16 g schweren kleinen Versuchs-
maschine einen Gedanken angewandt, der sich später für die Erhaltung
des Gleichgewichts als sehr wichtig erwies („Pénaud-Schwanz"). Aber
im ganzen hatte man das Richtige noch nicht finden können. Auch
fehlte es meist an einer genügenden planmäßigen Vorschulung für die
Handhabung der Flugzeuge. Die gegebene Grundlage dafür liegt in
gründlichen Ubungen und Versuchen mit einfachen Gleitfliegern. Lz
Bnls hatte zwar 1857/67 und MovlllAhn in den 80 er Jahren wieder-
holte Versuche mit Gleitfliegern angestellt, aber sie blieben ohne Einfluß
auf Bau und Handbabung der Flugmaschinen. Erst das gründliche und
unermüdliche Arbeiten von Orro LnazNrAL auf dem Gebiete des
Gleitfluges haben nachbaltig gewirkt. Seit 1890 bis zu seinem Todes-
sturz am 9. August 1896 hat LiLlENTHAL, zahlreiche Gleitflüge ge-
macht, und durch gewissenhafte Durcharbeitung der dabei gemachten
Erfahrungen bat er wichtige Grundlagen für Ausgestaltung und Hand-
habung der späteren Drachenflieger geschaffen. Sein Schüler PrehnR
setzte die Gleitflugversuche fort und bezahlte sein Bemühen, wie sein
Lehrer, mit dem Leben. Auch die 1896 von dem Amerikaner ChlATNUTE
und seinem Assistenten HERRING begonnenen umfassenden Gleitflug-
versuche knüpfen an die Anregungen Ll#ENTHAL an, ebenso die 1898
begonnenen Versuche des Franzosen FhhnER und vor allem die ein-
gehenden Gleitversuche der Brüder Wirhnun und OnvInz Wulehr seit
der ersten, die von dieser Grundlage aus zu wirklichen Flug-
leistungen auf Drachenfliegern kamen.
Ein anderes Hindernis der Erfolge war lange Zeit die zu grobe
Schwere der einzubauenden Kraftmaschinen. Hier gelang es dem Kraft-
wagenbau, auf der von DalalER geschaffenen Grundlage in den ersten
Jahren des 20. Jahrhunderts besondere Fortschritte zu erzielen, und sie
halften mit, die neueren Fahrzeuge zu einer von Anfang an bemerkens-
werten und seitlem überaus gesteigerten Leistungsfähigkeit zu bringen.
Die Brüder Wnlolr rüsteten ihren Gleitflieger mit einer Kraftmaschine