518 V. Abschnitt. Der Luftverkehr.
aus und legten mit dieser am 17. Dezember 1903 gegen einen Wind
von 36 km in der Stunde eine Strecke von 260 m in 59 Sekunden zu-
rück, sodaß die Flugmaschine eine Eigengeschwindigkeit von 14,4 mesek.
aufwies. Das war die erste wirkliche Flugleistung eines Menschen auf
einem durch eine Kraftmaschine getriebenen Drachenflieger, und mit
diesem Tage beginnt die eigentliche Entwickelung des Flugwesens. Die
Brüder Wmilir haben sich durch die Fortsetzung ihrer Versuche und
durch die Verbesserung ihres Zweideckers wesentliche Verdienste um
die inzwischen erzielten Fortschritte erworben. Auf die technischen
Einzeclheiten ihrer Flugmaschine kann nicht eingegangen werden.
In Europa versuchte am 27. Mai 1905 der Kapitàän FERBER mit
einem Drachenflieger eine Fahrt, konnte aber wegen der schwachen
Kraftmaschine von nur 6 Pferdestärken keinen nennenswerten Erfolg
erzielen. Dagegen gelang es SANTOS DrMOSNT, mit einem Doppeldecker.
der eine Kraftmaschine von 50 Pferdestärken hatte, am 23. Oktober 1906
einen Flug von über 50 m zu vollenden und dadurch den ARCHDEACON-
Preis zu gewinnen und am 12. November 1906 einen Flug von 220 m
in Höbe von etwa 3 m auszuführen. SANTrOS DuMONT ging später zum
Eindecker über und legte damit am 18. November 1907 eine Strecke
von 300 m zurück.
Nachdem inzwischen noch eine Reihe anderer Flieger erfolgreiche
Versuche kleineren Umfanges durchgeführt hatten, hat HENR FARMNAN
am 26. Oktober 1907 auf einem von den Brüdern Vols erbauten
Doppeldecker, der durch eine 50 pferdige Kraftmaschine angetrieben
wurde, 771 m in 52 Sekunden zurückgelegt und damit den DEurscn-
AncuEá#CON-Preis von 50000 Frs. gewonnen. In Osterreich hatte kurz
vorher der Ingenieur WET, der wie die Brüder Wulohr erst gründ-
liche Gleitfflugversuche gemacht hatte, 227 m durchflogen. Am 11. Januar
8 gelangen FàRMAN zZwei vollständige Kreisflüge, bei denen er 1 Minute
45 Sekunden in der Luft blieb. Am 13. Januar 1908 legte er 1 km in ge-
schlossener Bahn zurück. WIlgun Wulohr machte am 31. Dezember
18 einen Flug von 2 Stunden 20 Minuten (in Le Mans). FanMA, Drla#--
GnRANGE und Wumlelit begannen, Fluggäste mitzunehmen. BrEnROTr über-
flog am 25. Juli 1909 im Eindecker den Kanal.
Hatten sich so schon in den ersten Jahren die Leistungen der Flug-
Zzeuge erheblich gesteigert, so sind in den letzten Jahren in jeder Hinsicht
erstaunliche Fortschritte gemacht worden. Die Grundformen der Flug-
zeuge haben saich schnell vermehrt, und die Eindecker, d. h. die nur
mit einer Tragfläche verschenen Drachenflieger, sind dabei neuerdings
in den Vordergrund getreten. Die Tragfläche ist bei vielen Flug-
maschinen auf über 40, 50 und 60 dm gesteigert. Auf dem französischen
Rundfluge von 1911 waren auch 70 qm vertreten, und der 1911 heraus-
gebrachte Eindecker des Amerikaners SlLVEBSTONE hat 93 qm Tragfläche.