Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkehrs. 519 
Die Kraftmaschinen waren vor einigen Jahren überwiegend auf 
50 Pferdestärken und sind jetzt für die grohen Flugzeuge überwiegend auf 
Pferdestärken eingerichtet. Der Nieuport-Eindecker, mit dem der Flieger 
HrELEN 1911 grobe Erfolge erzielte, hat eine Kraftmaschine von 150 Pferde- 
stärken, der Clerget-Eindecker eine Maschine von 200 Pferdestärken. E8 
gilt als wabrscheinlich, daß solche stärkere Maschinenarten noch mehr 
in Aufnahme kommen. 
Die Flugzeuge sind je nach der Bauart verschieden schwer. Den 
leichten Fahrzeugen, meist annähernd 200 oder 250 kg, stehen solche von 
über 500 und 600 kg gegenüber. Dabei gelingt es aber, das tote Ge- 
wicht durch Verwendung leichter Stoffe und durch bessere Anordnung 
in ein günstigeres Verhältnis zur Nutzlast zu bringen. Wäbrend 1910 
die wichtigsten Flugzeuge bei einem Gewicht (mit Kraftmaschine, 
Führer und Benzin) von über 300—600 kg und bei einem Leergewicht 
(mit Kraftmaschme, ohne Führer und Benzin) von 250—500 kg noch 
eine Nutzlast von 120—130 kg ermöglichten, können 2. B. 1911 die 
neuen Dorner-Eindecker bei einem Leergewicht von 260—300 kg und 
bei einem Gewicht von 350—100 kg mit Führer und Benzin eine Nutz- 
last von über 150—200 kg befördern, die neuen Bréguet-Zweidecker 
bei 475 kg Leergewicht eine Nutzlast von 375 kg, die neuen Blériot- 
Viersitzer bei 600 kg Leergewicht eine Nutzlast von 540 kg. Dabß 3 und 
4 Fluggäste mitgenommen werden können, ist ein häufiger Fall, und 
vereinzelt sind noch höhere Zablen, bis zu 12 Fluggästen, erzielt worden. 
Die auf Flugzeugen erreichten Höhen sind auberordentlich gesteigert. 
Im Jahre 1908 erreichte WI.onR WniGh mit 115 m die größte Höhe, 
HunzRr LarAM mit 475 m, 1910 HoxLEr mit 3497 m, 1911 
GaRROS mit 3900 m. Flüge von über 2000 m Höhe sind 1911 wieder- 
holt geleistet worden. Für Verkehrszwecke und auch für Kriegszwecke 
dürfte es so hoher Flüge nicht bedürfen. 
Auch die Länge der Tagesleistungen hat sehr zugenommen. 
LohhlpAN legte am 21. März 1911 mit einem Farman-Zweidecker in 
11 / Stunden 730 km zurück, und HELEN brachte es am 26. August 1911 
auf 1126 km in 13 Stunden 47 Minuten (mit 3 Ruhepausen) und am 
S. September 1911 auf 1252 km in 14 Stunden 7 Minuten. Die längste Luft- 
reise mit bestimmtem Endziele war im Sommer 1911 auf dem Wettfabren um 
England auf 1500 km gesteigert, die in 3 Tagen zurückgelegt wurden. 
Diese Leistung wurde noch übertroffen durch den Flieger Arwoop, der 
in der Zeit vom 15. bis 25. August 1911 von St. Louis nach Neuyork 
2030 km zurücklegte und dazu, wenn man die Ruhepausen abrechnet, 
28 Stunden 9 Minuten reine Fahrzeit brauchte. So lange Flüge über weite 
Strecken sind allerdings nur besonders widerstandsfähigen Fahrern und 
Fahrzeugen möglich. Aber Strecken von 30—50 km, die noch vor wenigen 
Jahren unerreichbar schienen, werden jetzt meist glatt und sicher erledigt.
	        
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