Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Bedeutung des Luftverkehrs. 523 
der Sache ist Gegenstand besonderer Fürsorge der Heeresverwaltung 
geworden. 
Die Verwendung der Flugzeuge zum Eingreifen in den Kampf 
selbst dürfte nur in sehr engen Grenzen möglich sein, ebenso dabß sie 
zur Legung von Minen, zum Sprengen von Brücken u. dgl. hberangezogen 
werden können. Zu umfangreichen Aufgaben dieser Art mühten sie Lasten 
mitnehmen, die in der Regel über ihre Tragfähigkeit hinausgehen. Dagegen 
ist es wohl denkbar, duß sie bei Ausbesserung von Drahtleitungen für 
den Nachrichtenverkehr, beim Abfangen feindlicher Drahtnachrichten usw. 
Dienste leisten Kkönnen. Ihre Aufgaben für den Aufklärungs-, Erkun- 
dungs- und Nachrichtenübermittelungsdienst sind aber so wichtig, da-ß 
andere Verwendungsarten, soweit sie überhaupt möglich sind, jedenfalls 
weit zurücktreten werden. 
Bei den Lenkluftschiffen wird man von den Aufklärungsfahrzeugen 
schwerlich zugleich auch gröhere Kampfleistungen erwarten dürfen. Zum 
schnellen Hin- und Herwerfen von Truppenteilen, Geschützen, Schiehstoff 
usw. ist ihre Nutzleistung noch zu gering. Auch zum Hinabwerkfen von 
Bomben, Torpedos usw. auf feindliche Schiffe und Truppenkörper würden 
die gewöhnlichen Aufklärungsluftschiffe aus gleichen Erwägungen nur 
wenig in Frage Kommen. Ob es gelingen wird, besondere Schlachtluft- 
schiffe zu bauen, deren Aufgabe in eigentlichen Kampfleistungen bestehen 
würde, läht sich noch nicht übersehen. 
Wenn die Luftfahrzeuge lediglich für lHeereszwecke verwendbar 
wären, so würden sie deshalb doch für die Volkswirtschaft wichtig sein; 
alles, was dazu dient, die Aussichten auf kriegerischen Erfolg zu steigern, 
erhöht auch den Schutz der Volkswirtschaft gegen schwere Erschütte- 
rungen. Die Luftfahrzeuge haben aber auch längst, schon in ihrer früheren, 
weniger vollkommenen Gestaltung, auf dem friedlichen Felde wissen- 
schaftlicher Arbeit eine hohe Bedeutung gewonnen, und diese Bedeutung 
wird sich durch die heutige größere Leistungsfähigkeit noch steigern. 
Auch bierbei hat die — zuerst 1858 von NADAR versuchte — Verwen- 
dung der Lichtbildkunst zu Aufnahmen vom Luftfahrzeug aus schon 
großbe Dienste geleistet, und mit ihrer Hilfe lassen sich noch viele Auf- 
klärungen über Gestirne und über Sternschnuppen, über Wolken- 
bildungen und andere sichtbare Vorgänge schaffen, die von den 
festen Beobachtungsstellen vom Erdboden aus wegen Unsichtigkeit der 
Luft, wegen dazwischen liegender Wolkenschichten u. dgl. mehr nicht 
möglich wären. Die Gestirnkunde hat auch sonst in den Luftfahr- 
zeugen eine wichtige Hilfe gefunden, weil von hier aus noch Beobach- 
tungen möglich sind, die von anderen Stellen aus nicht ausgeführt 
werden können. Die Luft- und Wetterkunde vollends verdankt einen 
wesentlichen Teil ihrer heutigen Leistungsfähigkeit dem Beobachtungs- 
stoffe, der in Luftfahrzeugen gewonnen ist und nur dort gewonnen
	        
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