Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Bedeutung des Luftverkehrs. 527 
neuerdings mehrfach, 3 oder 4 Kraftmaschinen, so ist die Sachlage 
noch günstiger. 
In einem weiteren, für die Verkehrsfähigkeit bedeutsamen Punkte 
sind die Flugzeuge den Luftschiffen entschieden überlegen. Die Flug- 
zeuge sind unabhängig von der Gasfüllung, bedürfen also auch keiner 
Veranstaltungen für Gasersatz und unterliegen nicht den nachteiligen 
Einflüssen, die von der Gasfüllung aus auf die Fahrtleistungen ausgehen 
können. Gewisse Gasverluste während der Fahrt sind unvermeidlich. 
Auch die heutigen viel wirksameren Dichtungsweisen können das Ent- 
weichen von Gas aus der Hülle nicht ganz verhindern, wenn sie es 
auch sehr bedeutend eingeschränkt haben. Bei der Erwärmung durch 
Sonnenbestrahlung entweicht aus dem Füllansatze Gas. Bei Landungen 
muß manchmal Gas geopfert werden, wenn das Luftschiff zu starken 
Auftrieb hat. Bei Beschädigungen des Tragkörpers treten Gasverluste 
ein, die aber bei den mit Schotten versehenen Schiffen nur gering sind. 
Immerhin kann bei längeren Fahrten durch ungünstige Zufälle der 
Gasverlust so gesteigert werden, daß ein Ersatz nötig wird, ganz ab- 
geschen davon, daß bei Unfällen die Gasfüllung ganz oder zum gröbten 
Teil verloren geht oder geopfert werden muß. Das Luftschiff muß also 
darauf rechnen können, den nötigen Ersatz zu erhalten, damit seine 
Betriebsfähigkeit nicht aufbört. Zu dem Zwecke bedarf es zu umfang- 
reicherem Luftschiffverkehr einer planmäbßigen Verteilung von Luftschiff- 
gasstellen, die das Fahrzeug im Bedarfsfalle selbst oder mit Hilfe anderer 
Verkehrsmittel bald erreichen oder von denen aus durch Leitungen oder 
durch herangeführte Gasbehälter Füllgas an das Luftschiff herangebracht 
werden kann. Bei der Verwendung für Kriegszwecke ist das Nach- 
führen von Gasbehältern besonders wichtig, da die Kriegführung auf 
möglichste Unabhängigkeit von den örtlichen Gasgewinnungsverhältnissen 
bedacht sein muß. Bei sonstigem Verkehrsdienste wird man sich auf 
die vorhandenen und die noch zu errichtenden Gasgewinnungsstellen 
stützen können. 
Das Füllgas erleidet bei der Fahrt durch Sonnenbestrahlung eine 
Erwärmung, in den sonnenlosen Stunden eine Abkühlung. Beides lähßt 
Sich in gewissem Umfange einengen durch Umspülung der Gasbehälter 
mit Luft, wie es bei den Schiffen mit starren Tragkörpern der Fall ist. 
Ganz vermeiden lassen sich die Wärmeschwankungen des Füllgases nicht. 
Seine Erwärmung steigert die Auftriebskraft, seine Abkühlung vermindert 
sie. Eine entgegengesetzte Wirkung hat die Wärmeverschiebung der 
das Luftschiff umgebenden Luft. Ihre Erwärmung vermindert, ihre 
Abkühlung erhöht den Auftrieb. Das gasgefüllte Luftschiff unterliegt 
also wechselnden Einflüssen auf seine Höhenlage; es drängt bald zu sehr 
aufwärts, bald zu sehr abwärts. Um die erforderliche Höhenlage fest- 
zuhalten, ohne auf besondere Ballastverminderung und auf die wäbrend
	        
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