Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

1. Kapitel. Begriff, Arten, Hilfsmittel und Bedeutung. 549 
bost. Paketpost und Personenpost unterscheiden, und diese verschiedenen 
Arten müssen auch in der Begriffsbestimmung berücksichtigt werden, 
wenn sie den Tatsachen gerecht werden sollen. 
Die Post ist kein Verkehrsmittel, wie Eisenbahnen, Landstraßen, 
Wasserwege, sondern nach der angegebenen Begriffsbestimmung eine 
besonders gegliederte Veranstaltung, welche die Benutzung aller verwend- 
baren Verkehrsmittel vereinigt, um einen bestimmten Teil des Verkehrs 
in der besten und vorteilhaftesten Weise zu bewältigen. 
Sie benutzt alle diese Verkehrsmittel von den ursprünglichsten bis 
zu den vollkommensten nebeneinander; denn sie hat sich stets die neu 
saufkommenden Verkehrsmittel frühzeitig dienstbar gemacht, ohne deshalb 
die alten vollständig beiseite zu setzen. Sie fing mit Fußboten an, und 
Sie beschäftigt heute noch ein ganzes Heer solcher Boten nicht nur für 
den Bestelldienst auf dem platten Lande, sondern auch in den Städten 
als die letzten Vermittler zwischen Post und Bevölkerung (Briefträger, 
Drabtnachrichtenboten usw.). Berittene Boten sind in den vorgeschrittenen 
Staaten zwar selten, kommen aber in manchen, weniger von Eisenbahnen 
und Wasserstraßen durchfurchten Ländern noch häufig vor. 
Auch die Fahrräder sind in den Dienst der Post gestellt. Die 
Reichspostverwaltung begann schon 1896 mit der Verwendung der 
Fahrräder und hatte 1910: 7728 Fahrräder (darunter 583 Dreiräder). 
Sie werden namentlich für die Briefkastenleerung und die Zustellung 
von Drahtnachrichten oder von Eilbriefen, zum Teil auch für die ge- 
wöhnliche Briefbestellung u. dgl. benutzt. Für den Landdbestelldienst 
wird ebenfalls schon teilweise, 2. B. in Frankreich, das Fahrrad ver- 
wertet. 
Wagen werden in großer Zahl verwendet nicht nur zur Personen- 
beförderung, sondern auch zur Paketbestellung und zur Verwmittelung 
des Verkehrs zwischen den Bahnhöfen und den Postämtern, auf dem 
Lande teilweise auch zur Ausführung der Bestellgänge. An die Stelle 
der Wagen treten in manchen Gegenden und Zeiten Schlitten. Die 
deutsche Reichspostverwaltung z. B. hatte 1910 in Verwendung an reichs- 
eigenen Postwagen auf Landstraßen 6664 und für Landbriefträger 2793, 
an reichseigenen Schlitten 2356 und auherdem 890 Wagen und 290 
Schlitten, die Eigentum der Posthalter waren. Die Kraftwagen sind 
schon 1898 von der Reichspostverwaltung versucht worden. Sie benutzte 
S: 39 eigene und 13 gemietete und 1910: 62 eigene und 8 gemietete 
Kraftwagen. Die bayerische, würtiembergische, ungarische, französische, 
schweizerische, englische, nordamerikanische Postverwaltung usw. ver- 
wenden ebenfalls schon in ansehnlichem Umfange die Kraftwagen. Im 
Landbestelldienste hat die französische und nordamerikanische Post- 
verwaltung ausgedehnte Versuche mit kleineren Kraftwagen gemacht, 
die eine wesentliche Beschleunigung des Dienstes ermöglicht haben.
	        
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