Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

560 VI. Abschnitt. Der Post- und elektrische Nachrichtenschnellverkehr. 
Paketportotarifs wesentlich erleichtert wird. Schnell verderbende Gegen- 
stände, lebende Tiere und dgl. mehr kann man in Einzelsendungen 
nur verschicken, wenn man annähernd genau die Beförderungszeit im 
voraus berechnen kann, und wenn diese Beförderungszeit überhaupt kurz 
ist. Diesen Anforderungen genügt eine gut eingericbtete Paketpost 
durchaus. Eine ganze Reihe von Gegenständen ist dadurch erst für 
weitere Gebiete versandfähig geworden, namentlich da, wo ein billiges 
Paketporto auch die Unkosten an sich vermindert hat. Der geschäft- 
liche Verkebr hat sich denn auch die Leistungen der Paketpost in aus- 
giebigstem Mabe zunutze gemacht. Der größte Teil der versandten 
Pakete in Deutschland gehört zu den geschäftlichen Sendungen. Erzeug- 
nisse der Schmuckwarenerzeugung in Pforzbeim, Hanau, Oberstein, Idar, 
der Uhrenerzeugung im Schwarzwald, der Instrumentenverfertigung in 
Jena, Rathenow usw., ferner in grobem Umfange Erzeugnisse des Spinn- 
stofft und Bekleidungsgewerbes in den verschiedenen deutschen Haupt- 
bezirken, in nicht geringem Grade auch aus hausgewerbetreibenden 
Gegenden, Kleineisenwaren aus dem bergischen Lande und aus West- 
falen usw., dazu Fische, Kolonialwaren, frische Blumen, Butter, Geflügel, 
Wild, Käse, Honig, Fleisch, Gemüse usw., bedienen sich ausgiebig des 
Postpaketverkehrs. Er kommt nicht nur den groben, sondern vor allem 
den kleinen Erzeugern zugute dadurch, daß er ihnen den Absatz der 
Erzeugnisse erleichtert. Die gröberen Erzeuger können unmittelbar 
Vorteil von dem Paketverkehre nur dann haben, wenn sie dazu über- 
gegangen sind, mit den einzelnen Abnehmern in unmittelbare Verbindung 
zu treten. Dazu bietet die Paketpost in den billigen 5 kg Paketen eine 
geeignete Handhabe, die auch viel benutzt wird. 
In diesem Vorgange liegt eine gewisse Verdrängung des Zwischen- 
handels, namentlich des Kleinhandels, wie denn überhaupt die starke 
Fernwirkung des neuen Verkehrs an manchen Stellen die früher not- 
wendigen Vermittler entbehrlich gemacht hat. Für die Kleinhändler 
bedeutet das eine Erschwerung ihrer ohnehin zur Zeit recht schwierigen 
Stellung. Von dieser Seite her wird auch oft genug über die nachteilige 
Wirkung des Postpaketverkehrs geklagt. Vollständig grundlos sind nach 
dem gesagten solche Klagen nicht. Indes ist nicht zu überseben, da!ß 
den Kleinhändlern selbst dieser Postpaketverkehr bei ihren Versendungen 
Ssehr vorteilhaft ist. Er erleichtert ihnen sowohl die gelegentliche Waren- 
versendung an ortsfremde Abnehmer, als auch den planmäßigen Ausbau 
einer solchen Ablösung des Kleinhandels vom örtlichen Abnehmerkreise. 
Auberdem darf man nicht vergessen, daß immer nur ein Teil der täg- 
lichen Bedürfnisse mittels unmittelbarer Bezüge durch Postpakete vom 
Erzeuger der Waren gedeckt werden kann. Die Bedürfnisse sind 
so mannigfaltig und vielseitig, daßb eine Beiseiteschiebung des Klein- 
handels mit Hilfe der Paketpost in wesentlichem Umfang unmöglich
	        
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