Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

44 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen. 
kehrswesens mehr und mehr auch auf ausländische Waren wirkt, und 
daß die Massenerzeugung in den Grobbetrieben zur Unterbringung viel 
größerer Warenmassen nötigt. 
Eine wichtige Umgestaltung des Großhandels, besonders des deut- 
schen, darf nicht überschen werden. Er hat sich schon in vielen Be- 
ziehungen unabhängig gemacht von der englischen Vermittelung und 
sich in unmittelbare Verbindung mit den überseeischen Erzeugungs- und 
Absatzgebieten gesetzt. Das ist ein erfreuliches Zeichen der Erstarkung 
des Selbstvertrauens und des gesunden kaufmännischen Sinnes, und 
auch hierbei hat sich das neue Verkehrswesen als wertvolle Hilfe er- 
wiesen. 
Im gesamten Handel haben sich die für die Vermittelung zu er- 
zielenden Einzelvergütungen unter der Herrschaft des vervollkommneten 
Verkehrs beträchtlich vermindert. Das wurde möglich, weil die im 
kaufmännischen Betrieb entstehenden Unkosten beträchtlich geringer 
geworden sind. Die Massenhaftigkeit und Billigkeit und die größere 
Sicherheit des Verkehrs, die leichtere Leitung der Warenbewegung, 
die verminderte Notwendigkeit der Lagerhaltung haben diese Kosten 
unmittelbar ermähigt. In gleicher Richtung wirkte mittelbar die 
Tatsache, daß die gesteigerte Schnelligkeit des Warenverkehrs einen 
schnelleren Umsatz des Kapitals ermöglichte, also mit gleichem Kapital 
einen umfangreicheren Betrieb durchzuführen gestattete. Auch der Um- 
stand, daß viele Geschäftsreisen, die sonst nötig waren, jetzt durch brief- 
lichen und telegraphischen Nachrichtenaustausch ersetzt werden können, 
hat die Handelsunkosten ermähigt. Die gesteigerte Umsatzmenge bringt 
aber in der Regel einen Ersatz dafür, daßh — von einzelnen Ausnahmen 
abgesehen — die Vermittelungsgebühr im einzelnen kleiner geworden ist. 
8 3. Die Mirkungen für das gesellschaftliche Leben. Wenn nach 
dem bisher ausgeführten eine reichlichere, mannigfaltigere und regel- 
mähligere Bedarfsversorgung mit geringeren Kosten durch das neue Ver- 
kehrswesen herbeigeführt worden ist, so liegt darin eine sehr wesentliche 
Verbesserung der Lage der schwächeren Volkskreise. Durch die Steige- 
rung der Gütererzeugung, insbesondere auch durch die Ermöglichung 
der Ausnutzung vorhandener Erzeugungsgelegenheiten, die bei höheren 
Frachtkosten nicht verwertet werden konnten, ist überdies den breiten 
Volksschichten eine vielschigere und vielfach auch regelmähigere Be- 
schäftigungsgelegenheit geboten worden. Daß in der Ubergangeit 
einzelne Schichten kleiner Leute, namentlich Fuhrleute, Gastwirte 
Sattler usw., gewisse Nachteile erlitten haben, ändert an diesem Erfolge 
nichts. Der Nachteil ist längst durch das allgemeine Aufblühen der Ge- 
werbe und den damit zusammenbängenden wachsenden Umfang des Ver- 
kehrs mehr als ausgeglichen. Das Verkehrswesen selbst hat wegen 
Sseiner inzwischen eingetretenen groben Ausweitung im ganzen weit mehr
	        
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