Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

566 VlI. Abschnitt. Der Post- und elektrische Nachrichtenschnellverkehr. 
1910 rund 41 Mill. M. umgesetzt worden. Er bleibt hinter dem inneren 
Postscheck, und UOberweisungsverkehr sehr zurück. In Deutschland 
gab es Ende 1909: 43929 und 1910: 60 023 Postscheckkonten, und die 
Gesamtumsätze waren 1909: 11,77 und 1910: 21,80 Milliarden M. Der 
Verkehr steigert sich weiter. Ende September 1911 waren bereits 
71249 Konten in Deutschland vorhanden und in dem balben Jahre vom 
1. April bis 30. September 1911 war der Umsatz schon über 
14% Milliarden M. Die Guthaben der Kontoinhaber waren Ende 1910 
111,78 Mill. M. In Osterreich gab es Ende 1910 über 85 000, in Ungarn 
über 17000 Konten; der Umsatz war 1910 in Osterreich über 22 Milli- 
arden Kronen, in Ungarn rund 5 Milliarden Kronen. In beiden Ländern 
war das Guthaben der Kontoinhaber Ende 1910: 392,5 Mill. Kronen. 
Die Schweiz hatte Ende 1910: 9509 Konten mit einem Jahresumsatz 
von 3,3 Milliarden Frs. und einem Guthaben von 21,8 Mill. Frs. 
Auf die Postsparkassen wird hier nicht eingegangen, da sie nicht 
zur Verkehrsaufgabe im Sinne dieses Buches gehören. 
Ist nach dem gesagten die Bedeutung der Paket- und Geldpost 
schon hoch anzuschlagen, so liegt doch der Schwerpunkt der Post in 
der Einrichtung eines schnellen, sicheren und pünktlichen Nachrichten- 
verkehrs. Die Briefpost, auch heute noch die Post im engeren Sinne 
des Wortes, umfabßt aber nicht nur die Beförderung geschriebener, sondern 
auch die gedruckter Nachrichten und der Warenproben. Sie hat dadurch 
für den geschäftlichen Verkehr, sowohl in der Richtung der Güter- 
erzeugung als auch in der Richtung des Güterumsatzes, einen sehr hohen 
Wert gewonnen. Durch die Verbilligung des Portos, durch die Ein- 
führung der Briefmarken, der Briefkästen, der Postkarten und Karten- 
briefe ist die Benutzung der Post verallgemeinert und bedeutend erleich- 
tert worden. Alle diese Verbesserungen gehören der neuesten Zeit an, 
wenn auch Briefmarken und Briefkästen schon im 17. Jahrhundert 
bekannt waren. VELA#ER bat bereits 1653 in Paris Briefmarken und 
Briefkästen angewandt. Zu umfassender Verwertung dieser Einrichtungen, 
die den Briefpostverkehr sehr bequem machen, ist es aber erst nach 
der HlLschen Postverbesserung, also in der letzten Hälfte des 19. Jahr- 
hunderts, gekommen. Die Postkarte, die sich rasch zu grober Bedeu- 
tung aufgeschwungen hat, gehört vollständig der jüngsten Zeit an. Sie 
wurde 1865 vor dem Späteren Leiter der deutschen Reichspost, 
Dr. vok SrEPHAN, zuerst angeregt und 1868 auf Veranlassung von 
Dr. EMANVEL HERRNANN in OÖsterreich und bald darauf in den meisten 
anderen Staaten eingeführt. 
Die Briefe sind in einigen Ländern, wie z. B. Portugal, Belgien, 
Frankreich, Grobßbritannien und ltalien, nicht an eine Gewichtsgrenze 
gebunden. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist das Höchst- 
gewicht 1 englische Pfund, in Rubßland für Ortsbriefe 1 Pfund, in
	        
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