Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

4. Kapitel. Die Tarife im Post- und elektrischen Nachrichtenverkehr. 619 
nicht abgerundet sind. Das Porto, das auber der Versicherungsgebühr 
erhoben wird, ist bald das Porto für Pakete, bald für Einschreibebriefe, 
bald für gewöhnliche Briefe. Bemerkenswert ist, daß Deutschland und 
Osterreich-Ungarn ein erhöhtes Porto bei Wertbriefen verlangen, das 
nicht wie sonst Orts- und Fernbriefe, sondern eine Nahzone mit 75 km 
Halbmesser und eine Fernzone unterscheidet und in der Nahzone 20 Pf. 
und 24 Heller, in der Fernzone 40 Pf. und 48 Heller beträgt. Die Ab- 
Ssicht hierbei war wohl die, den Nahverkehr zu verbilligen. ltalien 
hat die Versicherungsgebühr im Ortsverkehr billiger gehalten als im 
Fernverkehr. 
Bei Geldsendungen durch Postanweisungen, die den Hauptteil des 
Geldverkehrs der Post ausmachen, ist im allgemeinen von Entfernungs- 
unterschieden abgesehen, was den Ortsverkehr einigermabßen verteuert. 
Italien erhebt auch hier im Ortsverkehr die halben Sätze. Im übrigen 
ist das Porto, zu welchem oft noch ein Bestellgeld hinzutritt, nach dem 
Werte abgestuft, was durchaus angemessen ist. In den allermeisten 
Ländern besteht hierbei eine Stufeneinteilung derart, daß sich die Grenzen 
der Stufen nach oben hin erweitern. Portugal bat dagegen gleich große 
Stufen mit einem Einbheitsporto für jede Stufe (25 Realen für je 5 Mil- 
reis), Norwegen hat bis 1000 Kronen neun sich erweiternde Stufen und 
erhebt bei höheren Beträgen 1¼ vom Tausend. Das ist nicht im Ein- 
klange mit der tatsächlichen Gestaltung der Selbstkosten, die nicht mit 
dem steigenden Geldbetrag in gleichem Verhältnis anwachsen. In Deutsch- 
land ist bei Postanweisungen bis zu 5 M. das Porto 10 Pf., über 5 bis 
M. 20 Pf., über 100—200 M. 30 Pf., über 200—400 M. 40 Pf., über 
400—600 M. 50 Pf., über 600—800 M. 60 Pf. Die erste Stufe hat den 
Zweck, kleinere Sendungen zu erleichtern. Andere Staaten gehen darin 
noch weiter. In Österreich und Ungarn kosten Postanweisungen bis zu 
20 Kronen 10 Heller, in Dänemark bis zu 25 Kronen 10 Oere, in Groß-- 
britannien bis zu 1 Pfd. St. 2 Pence, in der Schweiz bis zu 20 Frs. 
15 Centimes, in ltalien, Belgien, Luxemburg bis zu 10 Frs. 10 Centimes 
usw. Im Weltpostvereinsverkehr besteht ein dem portugiesischen ent- 
sprechendes Verfahren: für je 50 Frs. werden 25 Centimes erhoben. 
Die Paketposttarife sind sehr verschieden. Die früher bäufige Ab- 
stufung der Sätze nach dem Werte der Sendung ist allenthalben in Fort- 
fall gekommen. Die Wiedereinführung der Werttarifierung und über- 
haupt der Abstufung nach der Art der versandten Güter, wenn sie nicht 
sperriger Art sind, kann nicht befürwortet werden. Wer sich nur ein- 
mal durchdenkt, was entstehen müßte, wenn die Millionen von gewöhn-- 
lichen Paketen nach dem Werte des Inhalts verschieden behandelt 
werden sollten, der wird einsehen, daß dadurch der Verkehr auf das 
äuberste erschwert und der Postverwaltung eine nicht zu bewältigende 
Arbeit zugemutet werden würde. Etwas anderes ist es, wenn dei Ver-
	        
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