g 30 Die Thronfolgeordnung. 183
wurden nun in Brandenburg nicht nur für die Kurlande, sondern
für alle Besitzungen des fränkischen Hauses Hohenzollern, ausgenommen
die beiden fränkischen Fürstentümer selbst, hausgesetzlich für immer
eingeführt durch die Dispositio Achillea vom 24. Februar 14735).
Auf sie greifen alle späteren Hausgesetze, soweit sie die Thronfolge-
ordnung berühren, als auf das Hauptgrundgesetz des Hauses Hohen-
zollern zurück. Die Anordnungen der Achillea sind abgesehen von
den auf die fränkischen Lande bezüglichen, welche durch das Pactum
Frickcriczanum von 1752 abgeändert wurden, aber gegenwärtig nicht
mehr in Betracht kommen, noch heute für die Thronfolgeordnung des
königlichen Hauses maßgebend. Die Verfassungsurkunde faßt den In-
halt der hausgesetzlichen Bestimmungen über die Thronfolgeordnung
kurz zusammen, indem sie die Krone für erblich erklärt nach dem
Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge.
Nach dieser Primogeniturordnung folgt also beim Tode des
Herrschers zuerst dessen ältester Sohn und, falls dieser schon vorher
verstorben sein sollte, die Nachkommenschaft des letzteren nach den
gleichen Grundsätzen, so daß, solange von der Nachkommenschaft des
ältesten Sohnes noch ein männliches Mitglied vorhanden ist, alle
jüngeren Söhne und deren Abkömmlinge ausgeschlossen bleiben. Erst
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Imperialis edicti jus, vox et potestas electionis Praedictae ad seniorem
fratrem laicum per veram paternalem lineam descendentem et deinceps ad
illius primogenilum laicum devolvatur.“
Ueber die Aufnahme der Primogenitur in die einzelnen Haus-
gesetze und den Einfluß des französischen Lehenrechtes auf diese vgl.
besonders H. Schulze, Recht der Erstgeburt, S. 355 ff., und die dort.
angeführten Beispiele.
2) „Aber nach unnserm tode, den got laug verhüte, sol unnser
Sone Marggrave Johanns, als der Curfürste oder ob er mit tod ab-
gieng, do der allmechtig got lang vor sey, sein eltster leiplicher elicher
Son, ob er den einen oder mer hinter Ime verließ, oder ob er on
menlich elich erben stürbe, der auß den andern unsern Sönen abgenant,
der die Marck innhaben würde, den zepter füren“ und „ob es zu fellen
käme, das der genante unnser Söne einer oder zwen mit tod abgienge,
und einen oder mer menulicher elicher leibs erben hinter In ver-
lassen würden So sol iglicher Son seinen Vater erben, ob es Joch,
ee wir mit tod abgangen sein zu dem falle kome, sol gleichwol nach
unnserm tode, iglicher elicher son seinen vater erben, obwol derselb
sein vater ee dann wir mit tod abgangen wern.“ Vgl. H. Schulze,
Hausgesetze, Bd. 3, S. 681, 682.