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Gebiet noch weiter herunterbrachte. Es war dieselbe Zeit, in der der
sächsische Kurfürst seine Hand nach der Lausitz ausstreckte, da der von
Kaiser Sigismund bestellte Landvogt Hans von Polenz mit seinen
Geldmitteln der Aufgabe nicht gewachsen war, so wacker und tüchtig
sich der Mann sonst bewies. Aber die lausitzischen Städte hatten nicht
die mindeste Lust, das schärfere Negiment des näheren Friedrich von
Sachsen mit dem läßlicheren des weitab weilenden Kaisers zu ver-
tauschen und wandten sich hilfesuchend an den Kurfürsten von Branden-
burg. llberdies benutzten die keineswegs versöhnten Burggrafen von
Meißen ihre böhmischen Beziehungen, um da die alten Feinde des
Kurfürsten uufzustacheln. Friedrich II,, dessen Beiname Placidus eher
mit: der Gefügige oder Geschmeidige als mit der Sanftmütige über-
setzt werden dürfte, sah, daß seine Zeit noch nicht gekommen war und
fügte sich darum dem Schiedsspruche eines zu Halle zusammengetretenen
Fürstengerichts vom 3. April 1441, das den Frieden auf dem be-
stehenden Stande feststellte. Die Vermählung der eigentlich für das
Kloster bestimmten Schwester des Kurfürsten, Katharina, mit dem
Brandenburger sollte dem Friedenswerke besseren Halt verleihen. Da-
mit war natürlich des würzburger Bischofs Spiel verloren. Er suchte
sich noch auf einige Zeit ohne Albrechts Hilfe zu halten. Aber
als der nach Albrechts II. von Habsburg Tode erwählte Kaiser
Friedrich III. Anfang Juni durch Würzburg kam, erhob er den würz-
burgischen Kapitular Gottfried Schenk zu Limburg unter Zustimmung
sämtlicher Beteiligter zum Stiftspfleger. Der von Sigmund gegen
ihn versuchte Widerstand wurde mit Schimpf und Spott zurückgewiesen.
Auch der sogenannte Papst Felix V. ließ ihn fallen, meinte aber ein
Übriges zu thun, wenn er ihn zum Patriarchen von Alexandrien,
natürlich in partibus intidelium, mit einem Jahresgehalt von tausend
Gulden machte. Am 19. November 1443 wurde die Enthebung Sig-
munds vom Stuhle des heiligen Burkhard ausgesprochen. Als er
dann mit Erbansprüchen gegen seine Brüder auftrat und nach seiner
altgewohnten Art allerlei Ränke anspann, ward er erst auf Schloß
Scharfenstein und dann nach Rochlitz in Verwahrung gebracht, wo
er am 24. Dezember 1463 verstorben ist; er ward zu Meißen bestattet.
Neben diesen inneren Argernissen gab es noch ganz andere ebenso
innerliche wie äußerliche Wirren, die gleichermaßen ein wachsames