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königsbündnis nennt, gab eine Proklamation vom 30. Mai, die
auch von den Kanzeln verlesen wurde, Kenntnis von dem Zutritte
zu diesem Dreikönigsbündnis und als Ziel desselben die Auf—
richtung eines deutschen Verfassungswerkes. In solchen wich-
tigen, allgemein rechtlichen oder staatsrechtlichen Dingen holte
sich der König gern Rat bei seinem Bruder Johann. Dieser
schreibt darüber in seinen Erinnerungen: „Unter den damaligen
Umständen, wo es darauf ankam, wieder eine verfassungsmäßige
Basis zu gewinnen, konnte ich auf Anfrage meines Bruders mich
nur für den Beitritt erklären, wobei ich nicht verschweigen kann,
daß ich der vorgeschlagenen Einrichtung wirklich nicht abhold
war.“ Aber der König hat auch selbst seine Gedanken über diese
wichtige Frage in den ersten Tagen des Juli niedergeschrieben,
in einer Zeit, wo Süddeutschland infolge der preußischen Hilfe
der Revolution Herr und diesem dadurch zu Dank verpflichtet
worden war. In dieser Denkschrift des Königs heißt es u. a.:
„Ganz Deutschland ist in diesem Augenblicke in zwei Lager ge-
spalten, die sich Gott sei Dank zwar noch nicht feindselig gegen-
überstehen und in denen der Wunsch nach Einigung bis jetzt noch
ein allgemeiner ist. Auf der einen Seite steht Preußen. Sein
Zweck ist Gründung eines Bundesstaates mit Volksvertretung und
es verlangt, selbst an der Spitze desselben zu stehen, nachdem
Osterreich an einem solchen Staate nicht teilnehmen zu wollen
durch Handlungen und Worte erklärt hat. So viel ist klar,
daß Bayern eine Hegemonie Preußens unbedingt verwirft, da-
gegen noch am Bundesstaate und dem Volkshause festzuhalten
scheint. Es ist daher denkbar, daß, wenn Preußen sich geneigt
finden sollte, neben einigen anderen Konzessionen in den Ver-
fassungspunkten die erbliche Hegemonie aufzugeben und sich zu
einer direktorialen Spitze zu verstehen, Bayern für die Idee des
Bundesstaats gewonnen werden könnte. Erfolgt aber, wie es
bis jetzt den Anschein hat, eine solche Konzession nicht, so tritt
Bayern entschieden auf die Seite Osterreichs. . . . Dann ist aber
die Spaltung Deutschlands ausgesprochen und das ist es, was
mit aller Kraft abzuwenden ist.“ — Friedrich August betont
dann noch, wie wünschenswert es sein würde, wenn der neue