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bei ihm überwog wieder die Furcht vor Preußen, ähnlich wie
bei dem ebenfalls nach Plauen gegangenen General von Gers-
dorff unter dem Einflusse Senffts die Furcht vor Frankreich,
und drängte auf die Seite Österreichs, über dessen zaudernder
Untätigkeit man selbst zu keinem Entschlusse kam.
Ein belehrendes Beispiel, wie wenig man sich an der leiten-
den Stelle in Plauen über die einzuschlagende Richtung klar war,
gibt das Verhalten gegenüber Torgau und dessen Kommandeur.
Wenn gleich Thielmann nicht umhin gekonnt hatte, dem Geueral
Reynier 600 Mann zur Deckung der Elbe nach Meißen ab-
zugeben, so fiel es ihm doch nicht ein, dem Drängen des bei
Magdeburg stehenden Vizekönigs von Italien, Napoleons Stief-
sohn Eugen Beauharnais nachzugeben, in Torgau französische Be-
satzung aufzunehmen und dort ein französisches Magazin errichten
zu lassen. Die dortigen Befestigungen waren im Großen ab-
geschlossen und die Proviantverhältnisse wenigstens für die näch-
sten zwei Monate geordnet. In Plauen fand die Haltung
Thielmanns Beifall und dementsprechend schrieb Senfft am
8. März zustimmend an ihn. Die Besatzung Torgaus betrug Mitte
März etwa 141 Offiziere und 8000 Mann; davon lagen aber
bald etwa 1000 Mann am Typhus danieder, der durch die alten
Truppen aus Rußland eingeschleppt worden war und durch die
Wasserverhältnisse unterstützt wurde. Nun erschienen schon am
10. März, nachdem am selben Tage eine französische Division
unter Gérard unter den Kanonen der Festung die dortige Schiff-
brücke passiert hatten, am Brückenkopfe Russen, die von den Vor-
posten mit Flintenschüssen zurückgetrieben wurde. Das bildete für
Thielmann genügenden Grund, ein Ansinnen Davouts, das am
folgenden Tage anlangte, abzulehnen, nämlich daß er die Elblinie
flußauf- und -abwärts und sogar noch die Schwarze Elster decken
solle. Er wußte dem Fürsten von Eckmühl, der damals in Leipzig
sein Generalquartier hatte, von einer 6000 Mann betragenden
Vorhut der Preußen und Russen zu melden, worun dieser freilich
nicht glaubte; zugleich benutzte er die Gelegenheit, sich über die
Disziplinlosigkeit der passierenden französischen Truppen zu be-
klagen. Davon meldete er auch nach Plauen, wo dies ebensolche