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Zustimmung die Interessen des Proletariats nicht genügend gewahrt wurden.
Mindestens hätte in der begleitenden Erklärung der sozialistische Standpunkt
viel stärker hervortreten müssen.
Nestriepke, Doescher.“
C,Geschichte der U. S. P. D.“ von Eugen Prager, Verlagsgenossenschaft der
„Freiheit" 1922. S. 30/31.)
4. Parteigenossen!
Mit Freude und Stolz sprechen wir zu euch!
Das scheinbar gegen alle Stürme festverankerte Gebäude des preußisch-
deutschen Militarismus ist zusammengebrochen.
Die Kronen der deutschen Fürstenhäuser, die Krone des deutschen Kaisertums
sind wie Glas zerschellt.
Verheißungsvoll tritt an Stelle der Monarchie die sozialistische
Republik.
Das revolutionäre Volk hat kurzen Prozeß gemacht mit den Trägern der
alten Regierungsgewalt, den Generälen und Bureaukraten. Es hat die Macht der
Offiziere in der Armee, die Herrschaft der Junkerkaste in der Verwaltung, die
Herrschaft des kapitalistischen Klüngels im öffentlichen Leben gebrochen und die
Regierungsgewalt an sich gerissen.
Die Träger dieser Gewalt sind heute die Arbeiter= und
Soldatenrite. In derselben Stunde, in der die Mauern der alten Ver-
waltung zertrümmert sind, ist der Grund gelegt für den gewaltigen Bau der
neuen sozialistischen Ordnung. Jetzt gilt es mit dem Aufgebot
aller schöpferischen Kräfte den Frieden zu sichern, die revolutionären Errungen-
schaften zu festigen, um mit der politischen auch die ökonomische Befreiung der
Arbeiterklasse zu vollenden.
Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat vom ersten
Tag ihres Bestehens an das bevorstehende Ende des Militarismus und des Im-
perialismus verkündet und alles getan, um dier evolutionären Kräfte
der Arbeiterklasse zu entfesseln. Heftig bekämpft von der Sozialdemo-=
kratischen Partei, die noch beim Ausbruch der Revolution verständnislos diesen
Ereignissen gegenüberstand und die Vorkämpfer der Revolution schmähte.
Die Not der Stunde verlangte gebieterisch die Herstellung einer Regierung,
die dem blutigen Gemetzel ein Ende machen, die begonnenen Waffenstillstands-
verhandlungen zum Abschluß bringen und den Frieden sicherstellen
sollte. Eine Regierung, die mit Nachdruck an die Verwirklichung der
sozialistischen Grundsätze herantritt.
Dafür war aber eine Gewähr nur gegeben, wenn unsere Partei entscheiden-
den Einfluß auf die Regierung bekam, deshalb verlangten wir, das neue
politische Kabinett müsse ein rein sozialistisches sein, in dem
beide sozialdemokratischen Parteien zu gleichen Teilen mit gleichen Rechten ver-
treten sind.
Diese Regierung konnte die Gewalt nur aus den Händen der Arbeiter= und
Soldatenräte empfangen. Die Regierung wurde deshalb auch erst in dem Augen-