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born!) thut, nicht den ernstlichen Willen erkennen, die Ille-
gitimität mit der Rechtsordnung, welche ihrer Natur nach das
Unrecht ausschließt, dadurch zu versöhnen, daß sie den Usur-
pator sich sein Recht auf die Souveränetät, d. i. die Le-
gitimität, im Ablauf einer längern Zeitfrist ebenso ersitzen
lassen, wie der gutgläubige, titulirte Besitzer das Eigenthum
an der besessenen Sache in der gesetzlich feststehenden Ver-
jährungsfrist erwirbt.
Dagegen liegt bei einzelnen andern die ausgesprochene
Absicht vor, staatlichen Besitz und staatliches Recht in den-
selben Gegensatz wie Besitz und Eigenthum zu bringen und
die Umwandlung des erstern in das letztere durch eine wirk-
liche staatsrechtliche Verjährung zu vertheidigen.)
Wir nennen hier zuerst Savigny, der bei Gelegenheit
der sogenannten Immemorialverjährung bemerkt 3), auch im
1) Brie macht in der oben angeführten Schrift, S. 33, auf mehrere
derartige „verlorene Aeußerungen“ aufmerksam, so unter andern auch
auf die Kaltenborn's in dessen Einleitung in das constitutionelle Ver-
fassungsrecht, S. 107.
2) Held, System des Verfassungsrechts, I, 50, Note 1, führt unter
den ältern Anhängern einer staatsrechtlichen Verjährung auch Bodin an,
welcher sich De Republica, lib. II, cap. 5, hierüber folgendermaßen
ausläßt: Quod si tyrannorum liberi ac propinqui longissimo tem-
porum, puta centum annorum decursu arreptam a proavis tyran-
nidem continua successione sine interruptione tueantur ac justis
imperüs Rempublicam moderentur, non debet illud imperium ty-
rannidis appellatione venire; nam diuturna illa praescriptio tem-
porum legitimae creationis vim habet. Qucd autem diximus jura
majestatis praescribi non posse, ad privatos spectat, qui jura ma-
jzestatis, stante Republica, usurpare conantur: non in conversione
totius Reipublicae. Er bezieht sich hierbei auf 1 3, S. 4. D. de aqus
duotid. (43, 20): Ductus aquae, cujus origo memoriam excessit, jure
Constituti loco habetur.
3) System, IV, 482, 483.
Brockhaus, Legitimitätsprincip. 16